Quelle: TeleZüri / Beitrag vom 22. Dezember 2023

Weihnachtsmärchen

Unbekannte Frau beschenkt im Zürcher Kafi Freud alle Gäste

Es klingt wie aus einem Weihnachtsfilm: Eine ältere Frau will im Kafi Freud beim Zürcher Milchbuck allen Gästen die Rechnung bezahlen. Die Überraschung und Freude war bei allen gross.

An einem Donnerstagmorgen mitten in der Adventszeit kam sie mit hellblauem Pullover und Jeans ins Kafi Freud beim Zürcher Milchbuck in der Nähe. Vom Alter her sah sie etwa aus wie ihre Mutter. Sie war geschmackvoll, aber normal gekleidet. So beschreibt Aurelia Hardegger, Geschäftsführerin des Kafi Freud, die Wichteline.

«Sie kam herein und fragte, ob ich ihr einen Gefallen machen könnte», sagt Hardegger gegenüber ZüriToday. «Dann meinte sie, sie würde gerne für alle Gäste zwischen 10 und 12 Uhr die Rechnung übernehmen.»

Grosse Freude bei allen

Sie habe sich natürlich sehr gefreut, sagt die 27-jährige Geschäftsführerin. «Ich dachte nur, wow, mega schön.» Die unbekannte Frau umarmte sie, liess den Autoschlüssel im Café als Garantie dafür, dass sie um 12 Uhr zurückkommt. Im Kafi bleiben wollte sie nicht.

Aurelia Hardegger fragte die Wichteline nach dem Namen, worauf diese verneinte. Sie wollte den Namen für sich behalten. Dann ging die Frau. Hardegger besprach sich kurz mit dem Team, ob sie das wirklich machen wollten. Das Team entschied sich dafür.

«Es war echt schön, die Leute waren alle baff», so die Geschäftsführerin. Bei jeder Bestellung sagte das Team, als die Gäste die Karte zum Kartenlesegerät hinhielten oder das Nötli entgegenstreckten, dass die Rechnung schon bezahlt sei von einer Dame.

«Sie wollte den Gästen einfach etwas schenken»

Als die Frau kurz nach 12 Uhr wieder ins Kafi Freud kam, fragte Aurelia Hardegger sie nach ihren Beweggründen. «Sie habe Freude daran, den Menschen einfach etwas zu geben.» Dass sie sich genau für das Kafi Freud entschieden hatte, erklärte die Frau gegenüber der 27-jährigen Geschäftsführerin des Cafés damit, über das Kafi Freud gelesen zu haben.

«Ich nehme an, dass sie entweder davon gelesen hatte, dass während der Coronapandemie alle Pflegefachkräften bei uns gratis Kaffee kriegten.» Oder sie wusste, dass das Kafi Freud bei «Café Surprise» mitmacht.

Das Programm des Strassenmagazins Surprise funktioniert so, dass man bei beteiligten Cafés eine Tasse Kaffee spendieren kann. Man bezahlt also einen Kaffee, welchen man selbst nicht konsumiert. Armutsbetroffene Menschen können dann einen kostenlosen Kaffee trinken und somit am öffentlichen Leben teilnehmen.

«Genau heute wollte ich mir ein Rührei gönnen»

Am Donnerstagmorgen waren nebst vielen Stammgästen auch viele unbekannte Gesichter im Kafi Freud: Studenten, Touristinnen, Familien mit Kindern, ältere Personen. Eine Stammkundin hatte besonders Freude. Sie habe sich am Morgen gedacht, dass sie sich heute mal ein Rührei gönnen wollte. «Und genau heute passiert sowas», hätte sie dann gesagt, so Hardegger.

Insgesamt kamen Bestellungen von 427.20 Franken zusammen in den zwei «geschenkten» Stunden. Die Frau bezahlte den Betrag und meinte, dass sie sicher wieder einmal vorbeischauen werde. Sie sei häufig in der Nähe. Auch da wollte sie ihren Namen aber nicht rausrücken. Für Hardegger war es wie im Film. Seit acht Jahren arbeitet sie in der Gastrobranche, so etwas hat sie noch nie erlebt. «Es war ein magischer, weihnächtlicher Morgen.»

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 22. Dezember 2023 16:07
aktualisiert: 22. Dezember 2023 19:09