Weltlachtag

Lach-Yogalehrer lädt Hunderte zum Grimassenschneiden auf Lindenhof

Am Sonntag ist internationaler Weltlachtag. Lach-Yogalehrer Christian Hablützel lädt dafür hunderte Menschen zum Grimassenschneiden und Rumalbern auf den Zürcher Lindenhof. Ein Gespräch über Gelotologie, Lachseminare und die Corona-Pandemie.

Herr Hablützel, Sie sind hauptberuflich Lach-Yogalehrer und Gesundheitsclown. Sie geben sogenannte Lachseminare. Erzählen Sie uns von Ihrem Beruf?

Ich besuche vor allem Firmen oder soziale Einrichtungen wie Pflege- und Altersheime und mache mit den Anwesenden Übungen, die Lachen, Atemtechniken und mentales Training miteinander verbinden. Lachen ist nämlich nicht nur extrem gesund, es fördert auch das Teambuilding.

Sind Sie denn so unwiderstehlich lustig?

Nein, das würde ich so definitiv nicht behaupten. Ich habe in der Zwischenzeit aber viel an Heiterkeit gewonnen, bin aber von Natur aus immer noch eher der ernstere Tipp. Als ich vor etwa 20 Jahren auf das Lach-Yoga gestossen bin, habe ich gemerkt, dass es mich lockerer, kreativer, besser gelaunt macht. Dass ich den Alltag plötzlich viel besser bewältigen konnte. Ich wollte mehr über das Lachen erfahren und diese Erfahrungen weitergeben. So habe ich unter anderem die Ausbildung zum Lach-Yogalehrer und Gesundheitsclown gemacht.

Sie sagen, dass Sie auch in Pflegeheimen unterwegs sind. Ist das lauthalse Lachen hier nicht irgendwie fehl am Platz?

Ganz im Gegenteil. Meine Übungen sollen nicht nur Lockerheit vermitteln, sondern auch die Fähigkeit, vielleicht belastende Situationen besser zu bewältigen. Rückschläge oder Missstände nicht so ernst zu nehmen oder richtig einzuschätzen. Ganz nach dem Motto: Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Dazu kommen die positiven gesundheitlichen Effekte des Lachens.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Lachparade in Zürich.

Foto: Zur Verfügung gestellt

Die da wären?

Lachen ist unfassbar gesund. Es reduziert Stresshormone, beeinflusst den Stoffwechsel positiv, kann sogar Schmerzen lindern. Allesamt Effekte, die gerade in Pflege- oder Altersheimen mehr als gewünscht sind.

Stresshormone, Stoffwechsel, Schmerzlinderung. Das klingt relativ wissenschaftlich?

Ist es auch. Man spricht von der Gelotologie, der Wissenschaft der Auswirkungen des Lachens. Sie beschäftigt sich mit den körperlichen und psychischen Aspekten des Lachens. Hierzu gibt es tatsächlich Studien und Forschungen.

Und was passiert bei Ihren Seminaren konkret?

Das Programm ist vielseitig. Es geht darum, das eigene Lachen zu entdecken, eine humorvolle Haltung einzunehmen, Motivation und Gesundheit zu stärken, die Kommunikation zu verbessern. Ein wichtiger Bestandteil ist aber sicher, dass die Teilnehmenden eine aussergewöhnliche Situation miteinander teilen. Sie schauen sich minutenlang in die Augen, schneiden Grimmassen, liegen auf dem Boden und krümmen sich vor Lachen. Solche Erfahrungen schweissen natürlich zusammen.

Viele Personen tun sich schwer damit, sich gehen zu lassen oder lauthals drauflos zu lachen. Was raten Sie hier?

Ich empfehle, sich ganz bewusst Gedanken darüber zu machen, was man lustig findet. Welcher Comedian, welche Art von Humor, welche Menschen bringen einen zum Lachen und zu Glücksgefühlen. Mit diesen Gefühlen soll man sich dann bewusst eindecken. Und entspannen. Solche Überlegungen und Taktiken können den Alltag ganz drastisch verändern.

Inwiefern?

Zum Beispiel bei der Frage, mit welchen Freunden man seine Zeit verbringen will. Man ist nicht verpflichtet, Leute zu treffen, die nur am Jammern sind, einen nicht zum Lachen bringen oder runterziehen. Man sollte vermehrt Kontakte pflegen, die Freude in einem erwecken. Von diesen positiven Erfahrungen holt man sich ordentlich Energie. Und hat dann wiederum mehr Energie, um für andere da zu sein.

Sie leben von Ihrem Beruf als Lach-Yogalehrer. Wie hart war der Einschnitt während der Corona-Pandemie?

Er war enorm und hat mich sicherlich an meine existenziellen Grenzen gebracht. Lachen und Maske tragen, das ist ein Widerspruch in sich. Fast alle Aufträge sind mit einem Mal weggebrochen. Und die Nachwehen davon spüre ich noch heute.

Der Lach-Experte rät zu Freunden, die die Lachmuskeln fordern.

Foto: Unsplash

Ist nach der Pandemie das Bedürfnis nach Lachen gestiegen?

Nicht erst danach. Auch schon währenddessen. Die ganzen schlechten Nachrichten, das ständige Bedrücktsein. Das schlägt natürlich auf die Psyche. Hier waren Lachen und der positive Austausch mit Freunden ein unglaublich wichtiger Faktor für die Gesundheit. Wir haben dann aber während der Pandemie angefangen, Online-Lachseminare durchzuführen um dieses Bedürfnis ein wenig abzudecken.

Am Sonntag ist Weltlachtag. Für Sie ein noch freudigerer Tag als andere?

Auf jeden Fall! Seit Jahren organisiere ich hierfür die Lachparade in Zürich. Punkt 14 Uhr versammeln wir uns auf dem Lindenhof und senden ein kollektives Lachen um den Erdball. Symbolisch, für alle, die gerade nichts zu lachen haben. Dann laufen wir laut lachend mit bunten Smileyballonen durch die Stadt um den Heiterkeitsquotienten HQ des Landes zu erhöhen! Wir hatten hier schon mal über 600 Teilnehmende. Mit Corona hörte auch die Lachparade auf. Nach drei Jahren Pause findet sie zum ersten Mal wieder statt. So habe ich jetzt keine Ahnung, wie viele Leute diesmal kommen werden. Es wird garantiert wieder ein grosser Spass und ich freue mich sehr auf den Tag.

Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 7. Mai 2023 12:20
aktualisiert: 7. Mai 2023 12:20