Lucy und Lena sind Freundinnen, Singles und Zürcherinnen.
Foto: ZüriToday
«Love, Lena, Lucy»

Ich habe das Albisgüetli der Liebe erreicht

Lucy ist zurück im Business und lässt nichts anbrennen. Lena wünscht sich hingegen, das Wort «zurück» gäbe es gar nicht.

Lucy, ich muss untertauchen, verschwinden, abhauen, ins Zeugenschutzprogramm! Von mir aus kannst du mitkommen, du scheinst ja jetzt gut umgehen zu können mit fremden Menschen.

Ernsthaft, es ist passiert, was niemals hätte passieren dürfen.

Philippe ist wieder da.

Du weisst: Philippe, der wunderbare Weltverbesserer, der mich so gern gehabt hat am anderen Ende der Welt. Der Franzose, der mir die tollsten Orgasmen überhaupt beschert hat. Der, den ich verlassen habe, weil ich dann doch irgendwie den Kapitalismus geiler fand.

Ja, gopf, einfach der, der jetzt plötzlich wieder hier stand und mich komplett umgehauen hat. Ecke Langstrasse, er auf dem Velo, ich zu Fuss. Er bremste, schaute mich an und ich war schockverliebt.

Der Film, der in wenigen Sekunden in mir abgelaufen ist, war wunderbar. Philippe hat seine woken Freunde für mich zurückgelassen und zieht jetzt in eine tolle Zürcher Loft mit mir. Wir haben Sex, Dinners, Pärliabende und bereisen die Welt.

Kurz: Wir haben die perfekte Beziehung, weil wir perfekt sind füreinander.

Dass Philipps «Hey» ein bisschen zögerlich kam, fiel mir gar nicht auf. Ich war ja schliesslich mental dabei, unser Schlafzimmer einzuweihen.

Klar, habe ich das Supermodel nicht bemerkt. Die schönste Frau der Welt, die sich auf ihrem Velo umdrehte und rief: «Philippe...»

Er schaute mir in die Augen und sagte: «Lena, schön, dich zu sehen. Darf ich dir meine Frau vorstellen? Das ist Amélie.»

Bäm.

Seine Frau. Amélie! Sein absolut perfektes Gegenstück. SEINE FUCKING FRAU!!!

Und ich.

Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung mehr, was ich gesagt habe. Ob ich überhaupt etwas gesagt habe oder ob ich einfach irr gelacht habe. Was weiss ich.

Ich weiss nur, dass mein unbeschwertes Züri-Leben hier und jetzt sofort endet. Seit unserem Zusammentreffen habe ich das Traumpaar schon DREI MAL gesehen.

Schicksal, ich habe verstanden, du musst es mir nicht per Folter eintrichtern! Ich habs verkackt mit Philippe und das ist die Quittung. Merci für nichts und wieder nichts.

Du siehst, Lucy, ich habe die Endstation erreicht. Das Albisgüetli der Liebe. Das Auzelg der Hoffnung, das Tramdepot des Lebens.

Help!

Deine verzweifelte Lena

Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 6. Juli 2023 16:00
aktualisiert: 13. Juli 2023 16:02