Quelle: Demontierung Mauerwerk-Viadukt, 24.02.2024 / TeleZüri / Lea Hilff / CH Media Video Unit / Silja Hänggi

«Kommen uns veräppelt vor»

Wipkingen wehrt sich gegen neues Megadach bei Bushaltestelle

Die Nordbrücke in Wipkingen wird verbreitert und soll auch ein neues Dach bei der Bushaltestelle bekommen. Anwohnende fühlen sich im Stich gelassen und sind sauer auf die Stadt.

Der Bahnhof Wipkingen steckt mitten im Umbau. Reisende sollen die Perrons künftig stufenfrei erreichen können. Gleichzeitig werden die sieben Viadukt-Brücken saniert und der Wipkingertunnel erneuert.

Bis Dezember 2024 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Zum Umbau gehört auch die Verbreiterung der Nordbrücke, auf der die Buslinien 33 und 46 die Haltestelle Bahnhof Wipkingen bedienen, und ein neues Bushaltestellendach. Dieses sorgt bei der Anwohnerschaft für Ärger. Die «massive Eisenkonstruktion» passe nicht ins Quartier, sagt Beni Weder, Präsident des Quartiervereins Wipkingen.

Wipkingen wehrt sich gegen das neue Dach

Der Quartierverein wehrt sich schon lange gegen das neue Dach. «Die Häuser nebenan stammen aus der Gründerzeit. Das grosse, neue Metalldach passt nicht zu Wipkingen», erklärt Weder. Der Quartiervereinspräsident ist der Meinung, das neue Haltestellendach habe keine Funktion, es sei nur ein Design. Im Quartier habe sich seit Publikation der Pläne Widerstand manifestiert.

Judith Stofer ist AL-Kantonsrätin und engagiert sich ebenfalls für den Quartierverein. Auch sie bestätigt: «Wir haben uns sehr gegen dieses überdimensionale Dach gewehrt. Wir haben schon vor zwei Jahren Briefe geschrieben und uns mit Küsnacht vernetzt.» In Küsnacht nämlich wollte die SBB die Bahnhofsunterführung mit einem etwa drei Meter hohen Dach bestücken. Ein direktbetroffener Anwohner erhob Einsprache und bekam Recht. Mit Anwaltskosten im fünfstelligen Bereich wurde die Überdachung nur etwa einen halben Meter dick gebaut.

Eine Petition, die an die falsche Adresse gelangt

«Wir konnten keine Einsprache machen, weil wir als Quartierverein nicht direkt betroffen waren», erzählt Stofer weiter. Auch Beni Weder bemängelt, dass die Anwohnerschaft nicht mitwirken durfte. Dennoch hat der Quartierverein mit Vertretern der Stadt und SBB vor einem Jahr an einem runden Tisch gesessen und das Projekt diskutiert. «Wir haben uns selbständig eingebunden», so Stofer.

Doch es schien hoffnungslos, noch etwas ändern zu können. «Der Vertreter der SBB sagte uns letztes Jahr, es sei alles bewilligt, man könne nichts mehr machen», meint Weder. Der Quartierverein entschied sich als letzte Chance für eine Petition und sammelte im Frühling und im Sommer Unterschriften gegen das neue Haltestellendach. «Wir haben viel Freiwilligenarbeit geleistet und viele Stunden dafür aufgebraucht», sagt Weder. Die Petition überreichte der Quartierverein dann SBB-CEO Vincent Ducrot.

So soll die Bushaltestelle am Bahnhof Wipkingen nach dem Umbau aussehen.

Foto: SBB

Stadt dementiert die Vorwürfe

Jetzt ist der Quartierverein enttäuscht. An einem Infoanlass am Samstag soll Beni Weder erstmals erfahren haben, dass die Stadt das neue Haltestellendach finanziert. «Wir kommen uns veräppelt vor. Wir haben die Petition bei den Falschen eingereicht. Es hiess immer, die SBB baut dieses Ding. Es war nie die Rede davon, wer das Dach bezahlt, auch wenn wir wussten, dass das Dach nach dem Bauabschluss ins Eigentum der Stadt übergeht.» Er habe geglaubt, das Projekt sei von der SBB projektiert und initiiert. «Wir waren wie im falschen Film», findet Judith Stofer. «Es war immer klar, dass die SBB den Lead hat. Dass die Stadt das Dach bezahlt, wurde uns nie aktiv und direkt kommuniziert.»

Mit den Vorwürfen konfrontiert, antwortet das Tiefbau- und Entsorgungsdepartement, dass die Stadt Zürich und die SBB gemeinsam seit Beginn der Planung des Bahnhofausbaus mit dem Quartierverein in engem Kontakt gestanden seien und laufend über den Planungsstand informiert hätten. «Die Rede war stets von einem gemeinsamen Projekt. Die Frage, wer welche Teile des Projekts bezahlt, wurde nie gestellt.»

Auf die Frage, wie viel das Haltestellendach denn koste, heisst es bei der Stadt, dass die Kosten zwischen der SBB und der Stadt aufgeteilt werden. «Die SBB bezahlt die Dachteile über den Liften mitsamt den Vordächern, die Stadt das Verbindungsteil dazwischen. Die Kosten für den städtischen Anteil belaufen sich auf rund 300'000 Franken.»

Der Quartierverein Wipkingen will die Petition auch bei der Stadt einreichen

Das Tiefbau- und Entsorgungsdepartement meint ausserdem, man habe die Anregungen der Anwohnerschaft jeweils angehört. So schreibt das Departement weiter: «Die Wünsche und Anliegen des Quartiers Wipkingen bezüglich Verkehrssituation und Ausbau des Bahnhofs wurden in zahlreichen Treffen abgeholt und berücksichtigt.

Der Wettbewerb für den Ausbau des Bahnhofs wurde 2019 durchgeführt. Der Quartierverein wurde damals nicht zum Jurierungsprozess eingeladen, weil das damals – im Gegensatz zu heute – noch nicht eingespielt war. Vorsteherin Simone Brander, die damals noch Gemeinderätin war, bedauert dies heute.»

Im Februar 2021 habe der Gemeinderat die Weisung für das Bauprojekt, das das Haltestellendach beinhaltet, mit 112 zu 0 Stimmen genehmigt. «Die Pläne für das Bauprojekt wurden im Juli 2021 ordnungsgemäss im Tagblatt ausgeschrieben und im Tiefbauamt der Stadt Zürich ausgehängt. Der Quartierverein hat von diesen Verfahrensschritten Kenntnis gehabt», heisst es im Statement weiter.

Der Quartierverein beharrt auf der Meinung, man sei nicht informiert worden. Jetzt wollen die Anwohnenden die Petition nochmals einreichen. «Wir werden uns nun an die Stadtkanzlei wenden und machen das Gleiche nochmals», sagt Beni Weder abschliessend.

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Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 2. März 2024 07:04
aktualisiert: 2. März 2024 07:04