Ginkgos

Wegen dieser Bäume droht der Europaallee beissender Gestank

Weibliche Ginkgo-Bäume stinken penetrant nach Erbrochenem und ranziger Butter. An der Europaallee in Zürich stehen 76 solcher Ginkgos. Eigentlich sollten diese alle männlich sein, doch wie sich nun zeigt, befinden sich auch weibliche Pflanzen darunter.

Die Idee zur Bepflanzung der Europaallee mit Ginkgos stammt vom Zürcher Landschaftsarchitekten Stefan Rotzler. Die zuständige Fachjury hielt erst wenig von seinem Vorschlag und wollte lieber auf Linden setzen. Doch Rotzler argumentierte, die Ginkgos seien für die Putzkräfte praktischer, da sie ihre Blätter im Herbst innerhalb weniger Tage verlieren. Und er versprach, dass er keine stinkenden Ginkgo-Weibchen pflanzen werde.

Plötzlich stehen weibliche Ginkgos da

Zwölf Jahre nach der Eröffnung der Europaallee zeigt sich laut dem «Tages-Anzeiger» aber, dass sich eben nicht nur männliche Baume dort befinden. So steht zum Beispiel auf der Höhe des Bancomaten bei der Credit Suisse eine Ausreisserin. Zu sehen sei dies an den Blüten der Ginkgos. Und an ebendiesen Blüten entsteht bei Weibchen eine Samenkapsel, die stark nach Buttersäure stinkt.

Laut dem «Tagi» kommen zwei Erklärungen für die nicht-männlichen Ginkgos in Frage. Einerseits könnte es sein, dass die Methode, die man bei der Auswahl der Pflanzen anwandte, nicht immer zum richtigen Ergebnis führt. Bei Jungbäumen achtet man zur Bestimmung des Geschlechts auf den Zeitpunkt, zu dem sie ihre Blätter abwerfen. Bei männlichen Ginkgos soll dies im Herbst vier Wochen vor den weiblichen Exemplaren passieren. Aber offenbar ist dieses Vorgehen nicht komplett treffsicher.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

Bäume können ihr Geschlecht anpassen

Andererseits ist denkbar, dass die Bäume an der Europaallee ihr Geschlecht wechselten. Die Forschung liefert Hinweise darauf, dass die Pflanzen dazu imstande sind. Laut einer Untersuchung aus Japan kommt es möglicherweise häufiger als angenommen vor, dass männliche Ginkgo-Bäume zur Samenbildung übergehen.

Im Baumkataster der Stadt Zürich sind an der Europaallee und am angrenzenden Gustav-Gull-Platz elf weibliche Ginkgos aufgeführt. Laut Rotzler sorgte man für diesen Fall jedoch vor. In der Baumschule in Südholland, von der die Zürcher Ginkgos stammen, müssen gemäss einem Vertrag zwanzig Bäume zum Ersatz bereitstehen, falls fälschlicherweise Weibchen gepflanzt wurden. Unklar ist allerdings, ob die Klausel auch greift, falls die Bäume ihr Geschlecht von männlich zu weiblich ändern.

(lib)

Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 13. April 2024 08:07
aktualisiert: 13. April 2024 08:07