Gesucht: Kindertalente

US-Firma lockt Familien mit windigem Star-Versprechen in Zürcher Luxushotel

Eine US-amerikanische Firma hat im Zürcher Luxushotel Park Hyatt einen Event veranstaltet, der Kinderträume wahr werden lassen soll. Doch die Casting-Kampagne offenbart viele Ungereimtheiten. Jetzt ermittelt das Seco.

«Ist ihr Kind ein Youtuber oder will auf Disney+ sein?» – mit diesem Satz warb die US-Firma Premiere auf Facebook für den Event im Zürcher Luxushotel. Gesucht würden Kinder von 4 bis 18 Jahren für TV Shows. Schrift und Design des Firmen-Logos erinnerten frappant an den Disney-Konzern, berichtet die «NZZ».

Dutzende von Familien, mehrheitlich Expats, hätten sich aufgrund dieses Angebots am vergangenen Mittwoch im Park Hyatt eingefunden. Nach einem kurzen Vorsprechen seien einige Kinder schon für eine nächste Runde ausgewählt worden. Dafür hätten sie allerdings bereits am Tag darauf wieder erscheinen müssen, wird eine Mutter zitiert.

Traum vom Kinderstar ist 15'000 US-Dollar entfernt

Gratis ist das alles nicht. Laut einem Prospekt, der den Eltern ausgehändigt worden sei, würden für das Mitspielen in einem Film mit dem Titel «Monster Metaverse» 3000 US-Dollar (ca. 2700 Franken) fällig. Wer für sein Kind eine Hauptrolle wolle, bezahle gar 15'000 Dollar. Für die zweite Casting-Runde werde bereits eine Gebühr fällig.

Der Haken: Die Veranstalterin Premiere wirbt zwar mit bekannten Namen wie Nickelodeon und Disney, eine tatsächliche Zusammenarbeit mit diesen Entertainment-Giganten besteht aber allem Anschein nach nicht. Premiere bringe den Micky-Maus-Konzern immer wieder ins Spiel, ohne aber wirklich zu sagen, wie die Kooperation genau aussieht.

In anderen Ländern hat sich das Unternehmen mit diesem Vorgehen bereits Ärger eingehandelt. In Australien habe sich Disney offiziell von Premiere-Castings distanziert. Das beworbene Vorsprechen für Kindertalente stehe in keiner Weise in Verbindung mit der Walt Disney Company. In der Schweiz steht eine Reaktion des Unternehmens noch aus.

Verdacht auf unlauteren Wettbewerb

Von der NZZ auf diese Geschäftspraktiken angesprochen, gab sich Premiere schmallippig. Ein Sicherheitsmann habe betont: «Es gibt keine Verbindung zu Disney.» Von so einer Verbindung habe auch niemand gesprochen. Die Werbung auf Facebook komme daher, dass einige Absolventen des Castings mit Disney «performt» hätten.

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Nach dem Anlass in Zürich sei die Verunsicherung unter teilnehmenden Eltern gross, schreibt die NZZ weiter. Tags darauf hätten sich manche in Facebook-Gruppen ausgetauscht. Eine Mutter habe berichtet, dass sie beim Vorsprechen «zu aufgeregt für Nachfragen» gewesen sei. Schliesslich seien die eigenen Kinder ja ausgewählt worden.

Manche Eltern berichten bereits von Fällen, in denen nach dem Bezahlen der Gebühr plötzlich Funkstille geherrscht habe. Andere mutmassen, die Gewinner seien wohl nur danach ausgewählt worden, welchen Beruf ihre Eltern ausübten. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) wolle den Event nun genauer durchleuchten. Es bestehe der Verdacht, dass ein Verstoss gegen das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb vorliege.

(osc)

Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 29. April 2023 09:03
aktualisiert: 29. April 2023 10:30