Quelle: TeleZüri / Archivvideo vom 29. April 2021

Prostitution

So haben sich die Preise für Sex in Zürich verändert

Nach 25 Jahren schloss Ende September das bekannte Bordell Petite Fleur. Ein Ort, wo Zürcher Prostituierte erstmals legal und selbstbestimmt ihrer Arbeit nachgehen konnten. Auch die Preise konnten die Frauen selber definieren. Was Sex heute kostet, ist unterschiedlich.

In einer TeleZüri-Reportage von vor über zwei Jahrzehnten sprach die Prostituierte Nadja über ihren Beruf und was sie dabei verdient. Sie erzählte dem Reporter, dass eine Stunde bei ihr 400 Franken koste. Eine halbe Stunde mit ihr lag bei 300 Franken. Pro Tag musste sie 200 Franken Miete für das Zimmer im ersten legalen Bordell der Schweiz bezahlen.

Gesunkene Preise

Dass es für die Frauen einen sicheren Ort gibt, um ihrer Arbeit nachzugehen, war damals neu. Mittlerweile gibt es mehrere Bordelle in Zürich, die den Frauen einen sicheren Rahmen für ihre Arbeit bieten sollen. ZüriToday wollte wissen, wie sich die Preise verändert haben und ob es in einem Laufhaus, einem geführten Bordell oder auf der Strasse Unterschiede gibt.

In einem Etablissement an der Dienerstrasse im Kreis 4, wo die Frauen am Fenster sitzen, sich die Haare kämmen oder einfach lächeln und versuchen Freier anzulocken, gibt es eine Stunde Zweisamkeit für 300 Franken. Ein 15-minütiges Beisammensein kostet 100 Franken, wie ein Blick auf die Webseite verrät.

Kein Preisdumping und selbständiges Arbeiten

Auch im Etablissement Eden in Schlieren wird ähnlich gearbeitet. «Das Eden arbeitet mit selbständigen Damen auf Prozent-Basis», heisst es auf Anfrage von ZüriToday. Die Frauen können frei arbeiten, jedoch zu festgelegten Preisen. «So ist kein Preisdumping möglich, sondern es gelten gleich faire Chancen für alle», wird erklärt. In Laufhäusern, wo die Frauen selbständig arbeiten und die Preise selber definieren, soll die Zimmermiete immer noch um die 200 Franken betragen.

Dass sich das Sexgewerbe verändert hat, sieht man auch bei der Beratungsstelle Isla Victoria. Die Beratungsstelle ist ein Angebot für Sexarbeitende. Das Gewerbe habe sich nach der Corona-Pandemie nicht wieder auf dem gleichen Niveau eingependelt, heisst es dort. «Das Angebot ist grösser als die Nachfrage», erklärt Kari-Anne Mey.

Erschwerte Umstände durch Gentrifizierung

Als weiteres Problem in dem Gewerbe wird die Aufwertung des Langstrassenquartiers – Stichwort Europa-Allee – genannt. «Die Sexarbeitenden verlieren durch diese Aufwertung ihren zentral gelegenen Arbeitsort, aufgrund der hohen Mietpreise», so Mey.

Für die Beratungsstelle sei der Zugang zu den Arbeiterinnen und Arbeitern je länger je schwieriger, da die Kontaktaufnahme zwischen Kundschaft und Sexarbeitenden vermehrt über Social Media erfolge.

Sex zum Discounter-Preis

Auch auf den Zürcher Strassen wird weiter Sex angeboten. Die Frauen stehen an Häuserecken und warten auf Kundschaft. Die Preise hier unterscheiden sich teils nicht gross von den Preisen im Bordell, wie eine verdeckte Video-Reportage von vor zwei Jahren zeigte. Wie man in einschlägigen Foren liest, soll Sex an der Langstrasse aber auch schon deutlich günstiger zu haben sein.

Auch bei der Beratungsstelle Flora Dora merkt man, dass das Gewerbe und die Preise seit Corona noch mehr unter Druck stünden. «Ein gewisser Preisdruck bestand aber schon immer», heisst es bei Flora Dora auf Anfrage.

Wie sich das Gewerbe verändern wird, kann heute niemand vorhersagen, meint die Fachspezialistin Kommunikation und Digitalisierung Sarah Jost: «Das Milieu ist immer in Bewegung und unterliegt steten Veränderungen. Die Gentrifizierung des Langstrassenquartiers ist sicher einschneidend, ob und zu was für Verschiebungen es kommt, kann man nicht genau voraussagen.»

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Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 20. Oktober 2023 17:07
aktualisiert: 20. Oktober 2023 17:07