Quelle: TeleZüri

Stadtpolizei Zürich

Schock statt Kugeln: Zwischenfall in Wollishofen lässt Polizei-Streit neu aufleben

Brenzlige Situation am vergangenen Samstag in einer Wollishofner Coop-Filiale: Ein nackter Mann fuchtelt mit einem Küchenmesser herum und bedroht eine Mitarbeiterin. Die herbeigerufene Stadtpolizei sieht sich ausserstande, den Irren zu überwältigen.

Die Stadtpolizisten versuchen zunächst, den bedrohlichen Mann mit Reizstoff ausser Gefecht zu setzen, doch das bleibt ohne Wirkung. Erst eine Patrouille der Kantonspolizei, die zufällig in der Nähe war, kann den Mann mit einem Taser überwältigen.

Wird mehr geschossen, weil nicht getasert werden darf?

Zwar verfügt auch die Stadtpolizei über Taser, doch braucht es für deren Einsatz das speziell geschulte Personal einer sogenannten Interventionseinheit. Am Samstag waren zwar mehrere solcher Einheiten unterwegs. Die Patrouille der Kantonspolizei, die den Funkspruch mithörte, war aber schneller am Ort des Geschehens, wie die «NZZ» schreibt.

Dass die Zürcher Stadtpolizei den Taser nicht immer griffbereit hat, weist auf ein schon länger diskutiertes Problem hin. Ohne den Einsatz des Kapo-Schockgeräts «wäre die nächste Eskalationsstufe der Einsatz der Schusswaffe gewesen», schreibt die Stapo. Tatsächlich ist es in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen, dass Messer-Droher durch Schusswaffen gestoppt wurden.

Soll die Polizei einfacher tasern dürfen?

FDP-Kantonsrat Claudio Zihlmann nimmt den Vorfall in Wollishofen zum Anlass, die Regeln bei der Polizei zu überdenken. Wenn Stadtpolizisten bis zum Eintreffen der Taser-Truppe warten müssten, erzeuge das schwierige Situationen, in denen Menschenleben in Gefahr geraten könnten. «Der Fall in Wollishofen hätte leicht anders ausgehen können», sagt Zihlmann. Dass auch die Polizei selbst die Taser-Vorgaben lockern möchte, ist laut NZZ ein offenes Geheimnis.

Gegen diese bürgerliche Position stehen die Ansichten von SP, Grünen und AL. Den grünen Stadtparlamentarier Luca Maggi überzeugt Zihlmanns Argumentation etwa nicht. Er hat sich in der Vergangenheit stets gegen einen grossflächigeren Taser-Einsatz ausgesprochen. Es sei sehr gewagt, politisch zu versprechen, dass mittels Taser-Einsatz eine Schussabgabe durch Polizisten verhindert werden könne.

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Man dürfe die Thematik nicht nur anhand krasser Einzelfälle beurteilen, so Maggi weiter. Bei einer generellen Ausrüstung der Stadtpolizisten mit Tasern bestehe die Gefahr, dass diese auch bei harmloseren Einsätzen eingesetzt würden – und nicht als Ersatz für Schusswaffen. Dabei sei auch ein Taser keineswegs harmlos und könne gesundheitliche Schäden hinterlassen.

Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 13. März 2024 19:01
aktualisiert: 13. März 2024 19:01