Der Staatsanwalt Matthias Stammbach ist zuständig für den Fall.
Foto: TeleZüri
Tötungsdelikte in Zürich und Laupen

Mutmasslicher Mörder verhaftet: Staatsanwalt zum Ermittlungserfolg

Im Zusammenhang mit zwei Tötungsdelikten im Zürcher Seefeld und in Laupen verhaftete die Kantonspolizei Bern am Montag einen Tatverdächtigen. Die beschuldigte Person ist bislang nicht geständig. Der zuständige Staatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft Kanton Zürich, Matthias Stammbach, gibt Auskunft zum Fall.

Wie ist es gelungen, den Mord nach so langer Zeit jemandem zuzuordnen?

Ob man den Mord zuordnen kann, ist noch offen. Es gilt die Unschuldsvermutung. Was wir sagen können, ist, dass wir eine Person haben, welche die gleiche DNA aufweist, die an den beiden Tatorten sichergestellt werden konnte. Die beiden Tatorte, das heisst 2010 in Zürich, 2015 in Laupen, sind völlig verschiedene Gegenden – ländlich, städtisch und so weiter. Das heisst, man hat das Verbindungsglied gesucht und die Berner haben es gefunden.

Wie sieht die Ermittlungsarbeit in solchen Fällen aus, die schon so lange zurückliegen?

Man geht dem kleinsten Detail nach. Das ist zum Teil vielleicht auch frustrierend. Es sind ganz viele Ermittlungshandlungen und irgendwann war es tatsächlich möglich, die Nadel im Heuhaufen zu finden.

Wie konnte der mutmassliche Täter ausfindig gemacht werden?

Am letzten Montag konnte der Mann verhaftet werden. Anschliessend wurde er nach Bern gefahren, wo er sogenannt ED-behandelt wurde. Das beinhaltet insbesondere die Abnahme des Wangenschleimabstrichs. Das war das, was uns am meisten interessiert hat. Am Dienstagmorgen wussten wir dann, dass seine DNA übereinstimmt mit der DNA am Tatort. Es war kein Zufall am Montag, es hat eine Vorgeschichte. Hierzu kann ich aus ermittlungstaktischen Gründen nichts sagen.

Es war kein Zufallserfolg – es steckte viel Arbeit dahinter?

Es war sehr viel Arbeit. Man muss sich aber auch bewusst werden, dass von drei Opfern die Rede ist. Drei Menschen sind getötet worden und die Opfer-Angehörigen haben das Recht, dass man dieser Sache nachgeht. Die Ermittlerinnen und Ermittler, die an einem solchen Fall arbeiten, haben das Ziel, ihn zu lösen. Jetzt haben wir es vielleicht geschafft.

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Sie sagten, dass die Berner das geschafft haben. Es ist kein Zufall?

Nein, es ist kein Zufall. Darauf, was die Berner Kantonspolizei konkret geschafft hat, kann ich nicht eingehen. Was ich sagen kann, ist, dass wir etwa 1000 Umfeld-Befragungen gemacht haben. Etwa 400 Personen wurden aufgefordert, einen Wangenschleimabstrich zu machen, um zu überprüfen, ob ihre DNA übereinstimmt mit der Spur, die wir hatten. Mehrere Male ist man ans Ausland gelangt mit Rechtshilfeersuche, Telefonauswertungen und Auswertungen von Unterlagen. Es ist wahnsinnig viel Arbeit.

Was ist es für ein Gefühl, wenn man als Ermittlungsbehörde nach so vielen Jahren jetzt einen Erfolg vermelden kann?

Es ist speziell. Ich kann die Gefühlslage nicht genau schildern. Vor 13 Jahren bin ich unter Adrenalin gestanden, als ich an diesen Tatort ausgerückt bin. Ich hätte nie gedacht, dass es 13 Jahre dauert. Auf der einen Seite ist man erleichtert, man ist gespannt – von Montag bis am Dienstagmorgen war ich sehr nervös. Man denkt aber auch an das, was man in diesen 13 Jahren alles erlebt hat in Zusammenhang mit diesem Fall. Man denkt an die Angehörigen der Opfer.

Die Arbeit ist noch nicht getan. Was braucht es noch?

Wir müssen mit der beschuldigten Person die Beweismittel, die vorhanden sind, aufarbeiten. Das ist das eine. Es gibt auch viele Leute aus dem Umfeld der Person zu befragen, sogenannt partei-öffentlich zu befragen, damit sie das Recht hat, Ergänzungsfragen zu stellen. Von einer Gerichtsverhandlung sind wir noch einen grossen Schritt entfernt.

(sst)

Quelle: BärnToday
veröffentlicht: 3. Februar 2024 07:20
aktualisiert: 3. Februar 2024 07:21