«Langweiligste Einkaufsmeile»

Jelmoli ist bald weg – Zürcher Bahnhofstrasse frustriert Shopping-Fans

Mit dem Ende des Warenhauses Jelmoli verliert die Bahnhofstrasse Zürich für viele Shopping-Fans zusätzlich an Attraktivität. «Sie wird gänzlich uninteressant», findet ein Leser. Die zuständige Vereinigung widerspricht.

Lädele wird an der Zürcher Bahnhofstrasse immer schwieriger. Zahlreiche Traditionsunternehmen sind in den letzten Jahren von der einst beliebten Schweizer Einkaufsmeile verschwunden.

Nach über 100 Jahren verliess 2016 das Spielwarengeschäft Franz Carl Weber die Bahnhofstrasse. 2017 schloss das Schmuck- und Uhrengeschäft Türler. Die Papeterie Landolt-Arbenz machte 2019 zu. Auch die Modegeschäfte Schild und Modissa gibt es nicht mehr.

Der vielleicht grösste Schock beim Ladensterben an der Bahnhofstrasse war für viele Zürcherinnen und Zürcher die Schliessung des Warenhauses Manor. Jelmoli unweit davon entfernt blieb als Warenhaus-Alternative ein kleiner Trost.

Ende Jahr ist aber auch bei Jelmoli Schluss. Künftig ist das Gebäude hauptsächlich für Büros vorgesehen. Zudem ist ein Dachrestaurant geplant. Das Konzept ähnelt dem neuen Brannhof im ehemaligen Manor-Gebäude: Büros, auserwählte Shops und Gastronomie statt Kleider, Haushaltswaren und Spielzeug.

«Keinen Grund mehr, dorthin zu fahren»

Zürcherinnen und Zürcher bedauern die Entwicklung. «Ein Grund mehr, Zürich zu meiden. Zumindest die Bahnhofstrasse. Überall derselbe Einheitsbrei», klagt ein ZüriToday-Leser in der Kommentarspalte. Ein weiterer schimpft: «Seit dem Zeitpunkt, als man dem Manor den Stecker zog, ist die Bhf.-Strasse nicht mehr dieselbe. Mit der Schliessung von Jelmoli wird sie nun gänzlich uninteressant.» Und auf X schreibt ein User: «Es gibt eigentlich keinen Grund mehr, dorthin zu fahren. Die langweiligste Einkaufsmeile, die man sich vorstellen kann.»

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Grund für den Bahnhofstrasse-Frust dürften auch die vielen Luxus-Boutiquen sein: Dior, Chanel und Hermès führen den Durchschnitts-Zürcherinnen und -Zürchern vor Augen, dass ihr Budget für die Bahnhofstrasse nicht mehr reicht.

Wirtschaftspsychologe Christian Fichter bestätigt: «Die Bahnhofstrasse ist heute ein Pilgerort für Vermögende, vor allem Touristen, die Uhren in massiv überteuerten Läden kaufen.» In puncto Familienausflug machen oder mit dem Schätzli shoppen gehen, habe die Bahnhofstrasse sicher bessere Zeiten gesehen.

Bahnhofstrasse biete immer noch einen tollen Mix

Shopping-Fans, die der früheren Einkaufsmeile nachtrauern, stimmt die zuständige Vereinigung nicht zu. Verglichen mit den Einkaufspassagen in Paris, Mailand oder London biete die Bahnhofstrasse immer noch einen tollen Mix, sagt Fanny Eisl, Mediensprecherin der Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse. «Es gibt immer noch den St. Annahof, den Orell Füssli, Apotheken und verschiedene Take-Aways.» Dazu kämen die neuen Shops wie &Other Stories und Arket im Brannhof.

Der Entwicklung trotzen zudem die Shops von Ladenketten. Etwa das Sportartikelgeschäft Ochsner Sport, das Modegeschäft H&M oder der Accessoire-Shop Claire's befinden sich nach wie vor an der Bahnhofstrasse.

Laut Eisl vergessen die Kritikerinnen und Kritiker oft die Seitengassen der Bahnhofstrasse. Als Beispiele erwähnt sie die Bastelboutique Leibundgut an der Kuttelgasse, die Papeterie Zumstein am Rennweg oder das Wow-Museum an der Werdmühlestrasse. «Die Bahnhofstrasse ist also nach wie vor sehr breit aufgestellt», lautet ihr Fazit.

Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 31. Januar 2024 06:26
aktualisiert: 31. Januar 2024 06:26