Kontakte zu Rechtsradikalen

Auch der «Salmen» in Schlieren sagt das Konzert des ukrainischen Musikers ab

Dem ukrainischen Musiker Artem Pivovarov werden Kontakte zu Rechtsradikalen nachgesagt. Nachdem er im Zürcher «Dynamo» ausgeladen wurde, wollte er in Schlieren auftreten – doch auch dort war er nicht mehr willkommen.

Fast wäre Schlieren am Montag zum Zufluchtsort eines ukrainischen Musikers geworden, dessen Konzert in Zürich abgesagt wurde, weil ihm eine Nähe zu Rechtsextremisten nachgesagt wird. Doch dann zog «Salmen»-Wirt Pal Komani die Reissleine.

Aber der Reihe nach: Rund 450000 Hörerinnen und Hörer zählt der ukrainische Musiker Artem Pivovarov pro Monat auf der Musik-App Spotify. Auf Youtube erreicht er Millionen. Nun hätte er am Montagabend im «Dynamo» in Zürich auftreten soll. Hätte – denn das Konzert wurde kurzfristig abgesagt, wie die NZZ berichtete.

Grund für die Absage seien Hinweise, dass Pivovarov Gruppen nahestehe, die rechtsextremes Gedankengut guthiessen. «Wir sind besorgt, dass das Konzert eine stark polarisierende Wirkung haben könnte», wurde eine Sprecherin der Stadt zitiert. Das «Dynamo» gehört zu den Sozialen Diensten der Stadt Zürich.

Die Stadt hatte laut NZZ einen anonymen Hinweis erhalten, dass Pivovarov «faschistischen Dreck» verbreite. Zudem ist er im Internet auf Fotos abgebildet, auf denen auch Symbole zu sehen sind, die als in der rechtsextremen Szene verbreitet gelten. Zum Beispiel die Tyr-Rune oder die rot-schwarze Flagge der banderistischen Fraktion der Organisation Ukrainischer Nationalisten. Letztere hatten im Zweiten Weltkrieg eine Zeit lang mit den Nazis kooperiert.

Die Haltung, der Pivovarov möglicherweise nahestehe, widerspricht aus Sicht der Stadt Zürich den demokratischen Werten. Deshalb die Konzert-Absage am Sonntag. Doch Pivovarov gab nicht auf.

Auf Facebook teilte er am Montagmorgen mit, dass er neu im «Salmen» an der Uitikonerstrasse in Schlieren auftrete. Das Konzert hätte am Montag um 21 Uhr starten sollen.

«Sonst kann man ja alle rechtsextrem nennen»

Artem Pivovarov hielt in seinem Beitrag auf Facebook zudem fest, dass es sich um ein Charity-Konzert handle. «Zusammen werden wir die ukrainische Energie fühlen und eine gute Tat tun!», schrieb Pivovarov. Das Geld vom Konzert hätte in die Ukraine fliessen sollen. Wie die NZZ berichtete, sollte damit auch Ausrüstung und Munition für das ukrainische Militär finanziert werden.

In seinem Facebook-Beitrag verurteilte Pivovarov die Stadtzürcher Absage. Er schrieb: «Der Krieg in der Ukraine dauert an. Artem Pivovarov unterstützt Soldaten, die ihre Heimat und ihr Volk verteidigen und für die Unabhängigkeit kämpfen.» Er habe sich ­– unter dem Eindruck davon, dass die Ukraine ständig beschossen werde – dazu entschieden, die ukrainische Kultur zu fördern und Charity-Konzerte durchzuführen, um den Sieg der Ukraine näherzubringen. Diese leide schliesslich täglich unter russischem Terror.

Sein Engagement, so Pivovarov, könne man nicht rechtsextrem nennen. Denn gerade die Ukraine kämpfe gegen eine rechtsextreme Ideologie. «Sonst kann man ja alle Personen, die unser Land verteidigen, vom Präsidenten bis zum Freiwilligen, rechtsextrem nennen.»

Pivovarov mutmasste, dass pro-russische Personen hinter der Konzert-Absage stünden. Das «Dynamo» breche alle Vereinbarungen und schade dem Ruf des «Dynamo», hielt er zudem fest.

Wie der Betreiber des «Salmen» in Schlieren am Montagnachmittag auf Anfrage der «Limmattaler Zeitung» sagte, findet das Konzert auch bei ihm nicht statt. Es habe zu viel Rummel um das geplante Konzert gegeben und man wolle den guten Ruf des «Salmen» nicht belasten.

«Ich wäre in eine falsche Ecke gedrängt worden»

«Ich wollte dem Sänger aus Wohlwollen einen Auftritt ermöglichen, doch als ich sah, was dies auslöste, wurde es mir zu viel», sagte «Salmen»-Wirt Pal Komani. Denn kaum sei es publik geworden, dass der Auftritt im «Salmen» stattfinden solle, hätten «20 Minuten» und «Blick» bei ihm angeklopft. «Mein Ruf ist mir wichtig. Hätte ich den Anlass durchgeführt, wäre ich in eine falsche Ecke gedrängt worden», so Komani. Mit dem Musiker selbst habe er nie geredet. Er habe deshalb auch keine Meinung zu dessen Haltung oder seiner Kunst.

Nachdem das Konzert auch in Schlieren abgesagt wurde, schrieb Artem Pivovarov wiederum auf Facebook, dass das Konzert neu im Herbst stattfinden solle. Und: «Wir werden alle nötigen Dokumente sammeln, damit das Konzert dann sicher stattfinden kann.»

(David Egger und Lydia Lippuner/Limmattaler Zeitung)

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Quelle: Limmattaler Zeitung
veröffentlicht: 5. Juni 2023 16:40
aktualisiert: 6. Juni 2023 09:33