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«Mundaun» - Ein Horror-Game Made in Switzerland

Ein Videospiel, das in der Schweiz entwickelt wurde, ist eigentlich schon Grund genug, um es zu konsumieren. Aber «Mundaun» hat noch viel mehr zu bieten und zieht dich in einen schaurig schönen Sog.

Eine Bergwanderung tut der Seele gut. Frische Luft, bimmelnde Kuhglocken und immer wieder der majestätische Anblick von Bergmassiven, die uns innehalten lassen. Ja, so ein Trip in die Berge erfüllt, gibt Kraft und lässt uns über dies und das sinnieren. Doch auch wenn heimatliche Gefühle uns dabei fast überschwemmen, diese Stille und die Nähe zur Natur besitzen auch etwas Unheimliches. Diese Gefühlsschwankungen bringt uns «Mundaun» näher und schickt die Spielenden in eine vorerst idyllische Welt, in welcher das Unbehagen hinter jedem Baum auf der Lauer liegt.

Mundaun - Titelbild
Foto: Hidden Fields

Ein Alp(b)traum

Genre-Kenner wissen, wenn der Protagonist einen Brief erhält und sich anschliessend auf die Reise zu einem vertrauten Ort begibt, dann kommt das nie gut. Auch Curdin erhält so ein Stück Papier, das ihn in ein abgelegenes Dorf in den Schweizer Alpen lockt. Noch sitzt der junge Mann sicher in einem nostalgischen Postauto und begibt sich bei bestem Postkartenwetter in die alte Heimat und macht sich via Sprachausgabe auf Rätoromanisch (!) seine Gedanken.

Hauptgrund ist der kürzlich verstorbene Grossvater, dessen Ableben in einem mysteriösen Feuer eine Reihe von Fragen aufwirft. Dass da etwas faul ist, wird der Hauptfigur schnell klar. Es dauert nicht lange und Curdin macht bei seiner Spurensuche schnell die Bekanntschaft mit dem Übersinnlichen. Dubiose Erinnerungsfetzen, alptraumhafte Szenen und eine Spukgestalt sind nur die ersten Anzeichen dafür, dass in diesem beschaulichen Örtchen Mundaun der Teufel wohl höchstpersönlich in den Ferien weilte.

Mundaun - Haus des Grossvaters
Foto: Hidden Fields

Der Kampf mit der Heugabel

Während andere Stadtmenschen wohl sofort schreiend zurück in die Zivilisation rennen würden, bleibt unser Protagonist standhaft. Schritt für Schritt macht er die Bekanntschaft mit kruden Figuren, die ihm den Weg weisen. Da wäre zum Beispiel der sehr verdächtige Dorfpfarrer oder das unheimliche Mädchen, das plötzlich einfach auftaucht und immer wieder stumm in der Landschaft verschwindet. Sie sind nur die ersten Vorboten eines Horror-Trips made in Switzerland.

Innerhalb eines vorerst begrenzten Areals müssen Gegenstände gefunden, Dokumente gelesen, verschlossene Türen geöffnet und simple Rätsel geknackt werden, um die To-do-Liste abzuhaken. Das Genre-Einmaleins schlägt zu und simple Kämpfe sind ebenfalls dabei. Denn in der Nacht schleichen Kreaturen über die Felder und ums verlassene Grossvater-Haus, die mittels einer Heugabel zur Ruhe gebracht werden wollen.

Mundaun - das unheimliche Mädchen
Foto: Hidden Fields

Grandiose Atmosphäre und perfekte Immersion

Was Michel Ziegler mit seinem Studio Hidden Fields hier in mehr als sechs Jahren auf die Beine gestellt hat, ist beachtlich und hat den grössten Respekt verdient. Auch wenn die Technik stellenweise etwas rudimentär wirkt und vor allem das Steuern der Hauptfigur in anderen vergleichbaren Titeln leichtfüssiger funktioniert, überdeckt die grandiose Atmosphäre alle kleinen Unstimmigkeiten.

Das handgezeichnete Horror-Game erzeugt stellenweise eine so dichte Immersion, dass die Stunden wie im Fluge vergehen. Wenn zum Beispiel der Protagonist in einer Erinnerungs- oder Alptraum-Sequenz seinem Grossvater über eine verschneite Landschaft folgt und bedrohliche Klänge langsam anschwellen, das Unbehagen immer grösser wird, beweist der Macher, wie Horror funktionieren kann.

Mundaun - Landschaft in der Surselva
Foto: Hidden Fields

In «Mundaun» geht es nicht um die plakativen Schreckmomente, wo unser Herz plötzlich wild rast. Vielmehr wird hier ein Seelen-Horror präsentiert, der sich in uns hineinfrisst und durch die minimalistische Bildsprache und Farbpalette voller Licht und Schatten verstärkt wird.

«Mundaun» ist erhältlich für Playstation, Xbox und PC. Die Nintendo-Switch-Version folgt Mitte April.

Quelle: watson.ch
veröffentlicht: 31. März 2021 09:00
aktualisiert: 24. April 2021 21:08