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Am 21. Dezember findet ein Himmelsspektakel statt, das es seit 800 Jahren nicht mehr gab

Jupiter und Saturn – diese Gasriesen sind mit Abstand die grössten Planeten unseres Sonnensystems. Sie sind die beiden inneren der vier äusseren Planeten (ohne den Zwergplanet Pluto), die die Sonne ausserhalb des Asteroidengürtels umkreisen. Der Jupiter, nach dem Mars von der Sonne aus gesehen der fünfte Planet, umkreist diese in knapp zwölf Jahren einmal; der Saturn benötigt für einen Umlauf gut 29 Jahre.

Jupiter_Saturn
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Diese unterschiedlichen Umlaufzeiten führen dazu, dass der schnellere Jupiter den Saturn in regelmässigen Abständen ein- und überholt. Von der Erde aus gesehen liegen die beiden planetarischen Giganten dann nahezu perfekt auf einer Linie. Diese Konstellation nennen die Astronomen eine «Grosse Konjunktion». Sie findet ungefähr alle 20 Jahre statt und ist von der Erde aus gut zu beobachten, wenn das planetarische Rendez-vous nicht zu nahe an der Sonne stattfindet. Die Grosse Konjunktion, die im Jahr 7 vor Christus im Sternbild Fische zu sehen war, könnte das Himmelsphänomen gewesen sein, das als Stern von Bethlehem in der Bibel erwähnt wird.

Die nächste Grosse Konjunktion findet kurz vor Weihnachten am 21. Dezember statt – zufälligerweise genau am kürzesten Tag des Jahres während der Wintersonnenwende, wenn der kalendarische Winter beginnt. Bereits jetzt haben sich die beiden Planeten einander stark genähert; Mitte November befanden sie sich noch etwa drei Grad voneinander entfernt. Im Lauf des Dezembers nähern sie sich weiter an, während sie zugleich immer tiefer am Himmel stehen. Die Phase der grössten Annäherung dauert vom 17. bis zum 25. Dezember, ihr Höhepunkt findet am 21. Dezember um 18.37 Uhr im Sternzeichen Wassermann statt. Dann beträgt die scheinbare Distanz nur noch 0,1 Grad – etwa ein Fünftel eines Vollmond-Durchmessers.

Das Planetenduo erscheint dann von blossem Auge wie ein heller Doppelstern. Erst mit einem Feldstecher oder Teleskop lassen sich die einzelnen Planeten klar voneinander unterscheiden. Jupiter, der grössere und erdnähere Planet, erscheint heller als Saturn und steht etwas tiefer am Himmel. Saturn, der etwas weiter links und höher steht, ist deutlich lichtschwächer und erscheint in einem gelblichen Licht.

Grosse Konjunktion
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Die letzte Grosse Konjunktion konnte man Ende Mai 2000 im Sternbild Stier bewundern. Diese Grosse Konjunktion war allerdings nicht ganz so gross, da die scheinbare Distanz rund zwei Vollmonddurchmesser betrug. Auch das nächste Aufeinandertreffen am 31. Oktober 2040 im Sternbild Jungfrau wird nicht so eng sein wie diesmal. Eine ähnlich nahe Begegnung wie dieses Jahr – die erst noch besser sichtbar sein wird, weil die Planeten dann höher am Himmel stehen – wird es erst am 15. Mai 2080 wieder geben. Für die meisten heute Lebenden dürfte also die aktuelle Grosse Konjunktion ein «Once-in-a-lifetime»-Moment sein.

Zuletzt so nah wie 2020 standen Jupiter und Saturn im Jahr 1623 am Himmel. Damals war die Grosse Konjunktion jedoch kaum zu sehen, denn die Begegnung fand zu nahe an der Sonne statt, die das Ereignis überstrahlte. Das letzte ähnlich nahe Aufeinandertreffen der beiden Planeten, das auch tatsächlich gut zu sehen war, liegt beinahe 800 Jahre zurück – es fand kurz vor Sonnenaufgang am 4. März 1226 statt, also gegen Ende des Hochmittelalters.

Wer das Himmelsspektakel beobachten möchte, benötigt keine besondere Ausrüstung. Das Planetenduo ist allerdings jeweils nur kurz in den frühen Abendstunden vor 18 Uhr zu sehen, und zwar tief am Nachthimmel in Richtung Südwesten. Es steht aber jeden Abend etwas tiefer am Himmel.

Besonders lohnend ist der Anblick auch bereits vor der eigentlichen Konjunktion: In den Nächten des 16. und 17. Dezembers gesellt sich der Mond zum Planetenduo. Er wird als schmale Sichel am Himmel stehen, da am 14. Dezember noch Neumond war. Am 16. Dezember wird der Mond unterhalb der beiden Planeten stehen, am 17. befinden sich dann alle Himmelskörper von der Erde aus gesehen auf einer Ebene.

Garantiert niemand von uns heute Lebenden wird übrigens eine spezielle Konstellation beobachten können, die nur sehr selten eintrifft: Eine Grosse Konjunktion, die so nah ist, dass Jupiter direkt vor Saturn vorbeizieht und dessen Scheibe partiell verdeckt, nennen die Astronomen einen «Transit». Wenn Jupiter die Saturn-Scheibe sogar vollständig abdeckt, handelt es sich um eine sogenannte Okkultation (Verfinsterung). In den nächsten 10'000 Jahren werden diese beiden Ereignisse dreimal eintreten: Am 16. Februar 7541 (Transit), am 17. Juni 7541 (Okkultation) und am 25. Februar 8674 (Transit).

Quelle: watson.ch
veröffentlicht: 30. November 2020 11:54
aktualisiert: 30. November 2020 11:54