Queens Of The Stone Age rocken gegen Terror und Trump
Josh Homme (44) hatte Glück. Als im November 2015 seine Zweitband Eagles Of Death Metal Ziel eines Terroranschlags wurde, stand der Gitarrist und Sänger nicht auf der Bühne des Pariser «Bataclan». Trotzdem veränderte das Ereignis seine Einstellung zum Leben. «Seitdem lebe ich unmittelbarer, mehr im Jetzt. Wenn du auf etwas wartest, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass du es verpasst», sagte er dem «Rolling Stone»-Magazin.
Statt über das eventuelle Ende der Zivilisation, Nordkorea oder den irrlichternden Präsidenten Trump dreht sich auf «Villains» («Schurken»), dem siebten Album der Queens Of The Stone Age (QOTSA), alles um die Keimzelle des persönlichen Seins: Um Liebe, Familie, Freunde. «Wir werden älter, und es passieren Dinge, die uns vor Augen führen, wie wichtig Beziehungen, Liebe und Sex sind», sagt Michael Shuman (32), der seit zehn Jahren Bassist der 1996 von Homme gegründeten Band ist.
Die berührende Ballade «Fortress», in der es um Zusammenhalt in harten Zeiten geht, ist der wohl unmittelbarste Bezug auf das traumatische Geschehen von Paris. «Ich habe Josh noch nie so extrem verletzlich erlebt wie in diesem Lied», sagt sein Kollege Shuman. «In Zeiten, in denen sich die Leute schwertun, mit der Realität zu leben, ermöglichen wir ihnen eine Art Flucht. Bei uns kannst du die Scheisse vergessen, deine Haare schütteln, dich locker machen und eine Rock-’n’-Roll-Party feiern. Wir stehen dieses Mal fest auf der guten und positiven Seiten des Lebens.» «Villains» ist die Antwort auf die Schurken dieser Welt.
Produzent von Amy Winehouse
«‹The Way You Used To› war der Ausgangs- und Startpunkt für das neue Album», berichtet Shuman. «Dieser knackige Beat, die punktgenauen Gitarrenriffs, die ganze geballte, nach vorn treibenden Rockkraft. Das war genau das, wonach wir für diese Platte gesucht hatten. Es sollte eine spassige Platte werden. Wir konnten selbst nicht aufhören zu grinsen, als wir diesen Song einspielten.»
Der Unterschied zum brummig-brodelnden Vorgänger «... Like Clockwork» ist markant. «Villains» erinnert wieder an «Songs For The Deaf» aus dem Jahr 2002. «Es ist leichter, heller und aufbauender als vieles, was wir sonst gemacht haben. Es ist das Licht am Ende des Tunnels», sagt Shuman.
Der Tunnel, das ist die Welt, in der wir uns bewegen. Wenn also die Queens die Welt zum Tanzen, Feiern, Spasshaben und Biertrinken auffordern, ist das auch ein politisches Statement. Gegen Terror und Trump hilft nur noch der Tanz.
Dass «Villains» vom hippen Mark Ronson produziert wurde, hat in Fan-Kreisen zu erregten Diskussionen geführt. Viele glaubten, dass der Mann, der «Back To Black» von Amy Winehouse und zuletzt «UpTown Funk!» von Bruno Mars produziert hat, nicht zum dreckigen Rock der Queens of the Stone Age passen würde. Die Skepsis war unbegründet. «Wir haben zwar unterschiedliche Pfade eingeschlagen und mit unterschiedlichen Menschen Musik gemacht», sagt Bassist Shuman, «doch wir stehen auf derselben Seite. Mark ist ein Fan unserer Band, und wir sind Fans von ihm. Die Schnittmenge zwischen Mark und uns ist viel grösser, als viele annehmen. Wir wollten unbedingt mit ihm arbeiten, weil wir unser tanzbares Gerüst mit seinen Künsten würzen wollten.» Das hat famos geklappt. Josh tanzt zwar nicht wie Bruno Mars, aber er tanzt.
Rock in den USA schwächelt
Zudem ist es sehr gut denkbar, dass die Kollaboration mit Ronson den einen oder anderen neugierig macht, der bisher mit den Queens nichts am Hut hatte. Fakt ist, dass die Fangemeinde der Band von Album zu Album grösser wird. In ihrer Heimat USA schafften es die Kalifornier mit «... Like Clockwork» 2013 zum ersten Mal auf Platz 1 der Charts, in Europa ist die Band sogar noch populärer. «Wir könnten theoretisch jedes Festivalwochenende in Mitteleuropa verbringen. Aktuell ist die Rockkultur bei euch stärker als bei uns in Nordamerika. Für den Rock ’n’ Roll sieht es bei uns etwas trist aus, aber vielleicht wird es wieder,» sagt Shuman. Bis dahin halten Queens Of The Stone Age die Fackel. «Ich verspreche, wir lassen die Fans nicht hängen. Alle, die echten Rock ’n’ Roll lieben. Notfalls spielen wir noch vierzig Jahre.»
von Steffen Rüth