KI im WG-Test

So würde sich Hazel Brugger auf ein WG-Zimmer in Zürich bewerben

Es war noch nie ein Zuckerschlecken, eine WG in Zürich zu finden. In letzter Zeit aber ist die Nachfrage geradezu explodiert. Viele Studierende haben Mühe, eine Bleibe zu finden. Warum also nicht WG-Bewerbungen von einer künstlichen Intelligenz schreiben lassen, statt stundenlang an Texten zu feilen?

Viele WGs erwarten von Bewerberinnen und Bewerbern ein prägnantes Motivationsschreiben. Copy-Paste-Bewerbungen sind nicht gerne gesehen. Doch ein Text, der auf die Eigenheiten und Wünsche der Bewohnenden eingeht, sympathisch rüberkommt und für den Bewerbenden Werbung macht, braucht Zeit und Effort.

Hier schlägt die Stunde eines Textgenerators wie ChatGPT. Mit der Hilfe von maschinellem Lernen kann das Programm ein beliebiges WG-Inserat analysieren und innert Sekunden eine dazu passende Bewerbung formulieren. Die Redaktion hat es an einem x-beliebigen Inserat auf wgzimmer.ch getestet.

Die Anzeige lautet so:

Wir suchen ab sofort/1.03.2023 ein:e Mitbewohner:in ab 30+ Jahren – du bist engagiert in Beruf und Leben, weltoffen, selbstständig und kritisch denkend, neugierig und an Austausch interessiert – geniesst leckere gemeinsame Essen, ziehst dich aber auch gerne zurück.

🤩 wir, Künstler (Visual Arts) und eine Schauspielerin – neugierig und mit Freude am Leben – Kultur, Berge, Tanzen, Bücher, Theater, Kochen, Austausch und vieles mehr sind uns wichtig – wenn dich das anspricht, schreib uns gerne in pm ein paar Zeilen zu dir und was dich bewegt und wir melden uns bei dir umgehend zurück 🌞

Bewerbung Nummer 1: der Normalo

Liebe:r potenzielle:r Mitbewohner:in,

ich habe mit Begeisterung euer Inserat für das freie Zimmer in eurer WG gelesen und ich denke, dass ich perfekt zu eurem Profil passe. Ich bin 30 Jahre alt und teile eure Werte wie Weltoffenheit, Neugierde und kritisches Denken. Ich bin selbstständig und engagiert im Beruf, aber auch im Leben ausserhalb davon.

Ich finde es grossartig, dass ihr als Künstler und Schauspielerin ein kreatives Umfeld schafft, in dem Austausch und gemeinsames Essen genossen wird. Ich habe auch eine grosse Leidenschaft für Theater und Bücher sowie für das Tanzen und die Berge.

Ich denke, dass ich gut in eure WG passen würde, da ich gerne Zeit mit anderen verbringe, aber auch Momente der Ruhe und des Rückzugs schätze. Ich freue mich darauf, mehr über euch und eure Interessen zu erfahren.

Wenn ihr Interesse an einem Kennenlernen habt, würde ich mich sehr freuen, wenn ihr mir eine private Nachricht schickt. Gerne erzähle ich euch mehr über mich und was mich bewegt.

Ich hoffe, bald von euch zu hören.

So weit, so unspektakulär. Die Bewerbung ist zwar solide, doch dürfte sie niemanden von Hocker hauen. Vielleicht hilft es, wenn man die Bewerbung so schreiben lässt, als sei sie im Stil des deutschen Gangsta-Rappers Haftbefehl geschrieben:

Bewerbung Nummer 2: Haftbefehl

Ich bin der Haftbefehl, der Gangsta-Rapper aus Berlin.
Ich bin voller Energie und bringe jede Party zum Kochen.
Ich bin neugierig, kritisch denkend und weltoffen.
Ich bin engagiert im Beruf und im Leben, sowie interessiert an Austausch.
Ich liebe leckeres Essen, aber auch mal zurückzuziehen.
Ich bin ein begeisterter Künstler und habe Freude am Leben.
Kultur, Berge, Tanzen, Bücher, Theater, Kochen – all das ist mir wichtig.
Wenn du das anspricht, dann schick mir ein paar Zeilen und ich melde mich sofort bei dir.

Wer möchte nicht mit einer Berühmtheit zusammenwohnen, die dazu noch einen einzigartigen Sinn für Humor mitbringt? Als Drittes haben wir ChatGPT deshalb beauftragt, eine Bewerbung im Stil von Hazel Brugger zu verfassen. Hier das Resultat:

Bewerbung Nummer 3: Hazel Brugger

Oh wow, ein WG-Inserat in Zürich – da muss ich mich doch gleich bewerben! Ich meine, wer will nicht mit Künstlern und einer Schauspielerin zusammenwohnen? Das klingt nach einer wilden Mischung aus Farbe, Drama und wahrscheinlich ein paar zu vielen Gläsern Wein.

Aber Moment mal, ihr sucht jemanden über 30? Na toll, da bin ich leider raus. Ich meine, ich sehe vielleicht aus wie 30, aber ich habe nicht das Engagement, die Weltoffenheit oder die Selbstständigkeit, die ihr sucht. Und kritisch denkend? Bitte, ich bin viel zu beschäftigt damit, über lustige Katzenvideos zu lachen.

Aber hey, ich bin neugierig und an Austausch interessiert! Zum Beispiel würde ich gerne wissen, ob ihr eine Vorliebe für Tiefkühlpizza habt oder ob ihr echte Meisterköche seid. Ich persönlich geniesse beides gleichermassen – Essen ist Essen, oder?

Also, wenn ihr bereit seid, jemanden einzuladen, der sich gerne zurückzieht und gelegentlich peinliche Witze erzählt, dann bin ich eure Frau! Schreibt mir einfach eine private Nachricht und ich werde versuchen, nicht zu viele Emojis zu benutzen. Bis bald, ihr wilden Künstler!

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Fazit: Es funktioniert. Aber ist es auch erfolgreich?

Drei WG-Bewerbungen, geschrieben innert weniger Sekunden. Das schafft nur ein Computerprogramm. Und tatsächlich: Für sich genommen ist jede Bewerbung grundsätzlich brauchbar. Der Teufel lauert im Detail: Bewerbung Nummer 1 macht, was ChatGPT im Grunde immer macht: Das Programm plappert in leicht abgeänderter Form das nach, was man ihm vorsetzt.

Bewerbung Nummer 2 überzeugt da schon mehr, nur mit dem Reimen klappt es im Moment noch nicht so ganz. Und irgendjemand müsste ChatGPT mal sagen, dass Haftbefehl natürlich kein Berliner ist, sondern Hesse. Den rundsten Eindruck hinterlässt Bewerbung Nummer 3. Fast kann man zwischen den Zeilen den für Hazel Brugger typischen, etwas ätzenden Humor durchschimmern sehen. Ob die Bewohnerinnen und Bewohner der WG mit so einem Menschen zusammenwohnen möchten, können nur sie selbst entscheiden.

Und es stellt sich natürlich die Frage, ob man für eine Bewerbung auf ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft den Stil eines Promis nachahmen sollte. Aber im Kampf um ein Zimmer auf dem hart umkämpften WG-Markt ist wohl alles erlaubt.

Wie lautet dein Erfolgsrezept auf der Suche nach einer WG? Schreib es uns in die Kommentare!

Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 6. März 2023 21:34
aktualisiert: 6. März 2023 21:34