Juckerhof will Konsumenten die Lust auf Gala-Äpfel nehmen
Der Gala-Apfel ist der Superstar unter den Äpfeln. Die süsse Sorte landet in Obst-Rankings bei den Konsumentinnen und Konsumenten regelmässig auf Platz eins. Ausgerechnet vor diesem Apfel warnt die Jucker Farm in Seegräben. «Hört auf, Gala zu essen!» – dazu ruft der Hof in einem Beitrag auf seiner Website auf. Adressiert ist der Aufruf an Personen, die «eine Abneigung gegen Pflanzenschutzmittel» hegen.
Die Farm betrachtet die generelle Auffälligkeit für Pilz, Schorf und Krebs bei den Galas als Problem. Zudem seien diese Äpfel etwas anfällig für Mehltau und zeigten manchmal nekrotische Blattflecken. Diese entstehen durch Nekrose, abgestorbene Gewebeteile einer Pflanze. In der Folge müssten Galas «sehr intensiv bewirtschaftet» werden.
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Ladina und Bonita seien besser
«Will man also, dass möglichst wenig ‹gegiftelt› wird, dann sollte man Sorten konsumieren, die wenig anfällig für Schorf, Mehltau und Krebs sind», lautet das Fazit der Farm. Als Alternative empfiehlt sie auf unbekannte Sorten auszuweichen, die nur in kleinen Mengen angebaut werden. Das seien beispielsweise Sorten wie Ladina, Bonita, Topaz und Galant.
Die Jucker Farm setzt deshalb zunehmend auf Alternativen. Lediglich noch rund sechs bis sieben Prozent der Äpfel seien bei ihr Gala. «Tendenziell ist das Ziel, alle alten Gala-Bäume durch neue, robuste Sorten zu ersetzen.» Wie schnell dies geschehe, liege an den Hofladen-Kunden, wird darin Obstbauchef Stefan Bächli zitiert.
Gegenüber ZüriToday wiederholt die Jucker Farm das Gala-Shaming. «Unter den vielen Apfelsorten, die wir anbauen, fällt der Gala als sehr pflegeaufwändig auf. Er braucht wirklich viel Pflanzenschutz», sagt Nadine Gloor, Mediensprecherin der Jucker Farm. Es gebe auch andere pflegeaufwändige Sorten. Da diese aber nicht derart beliebt seien wie der Gala, habe die Farm diesen herausgepflückt. Davon abgesehen sei der Apfel auch «ziemlich langweilig». Den Konsumentinnen und Konsumenten sollte der Umstieg auf andere Sorten daher umso leichter fallen.
«Gibt keinen Grund, Gala zu meiden»
In den Kommentaren auf der Website reagieren Userinnen und User dankbar für die Empfehlung. «Danke für diesen augenöffnenden Text! Das wusste ich nicht! Gala wird ab sofort von der Einkaufsliste gestrichen!», schreibt Stefanie Häberle. Silke lobt den Artikel als informativ und wertvoll für ihren zukünftigen Apfeleinkauf und Konsum. «Habe heute schon eine andere Apfelsorte eingekauft, ‹Apfel Rubens›.» Tobias bedauert derweil, «nur das kaufen zu können, was es auch tatsächlich zu kaufen gibt.»
Der Zürcher Obstverband hält nichts vom Gala-Shaming. «Es gibt keinen Grund, den Gala-Apfel wegen Bedenken im Zusammenhang mit Pflanzenschutzmitteln zu meiden», sagt Präsident Christoph Lamprecht. Sorten wie der Topaz seien vielleicht robuster gegenüber Schorf und Mehltau. «Dafür sind sie anfälliger für andere Schädlinge, was den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ebenso nötig macht.» Er kenne einen Obstbauern, der Topaz-Äpfel gleich stark habe behandeln müssen wie Gala-Äpfel. «Ansonsten hätte die Regenfleckenkrankheit die Ernte kaputt gemacht.»
Wichtig sei die Herkunft
Lamprecht vermutet, dass die Verantwortlichen der Jucker Farm den Gala-Apfel vor allem verpönen, weil diese andere Sorten fördern wollten. Dies sei nicht sehr sinnvoll. In den Grossverteilern sei der Gala nicht grundlos omnipräsent. «Man muss den Leuten ja nicht etwas madig machen, was sie mögen.»
Gesunde und weniger gesunde Äpfel gibt es laut Lamprecht nicht. «Hauptsache ist, dass wir Äpfel essen.» Wichtig sei zudem die Herkunft. «Die Konsumenten im Züribiet sollten Zürcher Äpfel essen und nicht solche aus Süddeutschland.»
Grossverteiler fördern Alternativen
Grossverteiler bestätigen, dass sich der Gala-Apfel grosser Beliebtheit erfreut. Diese Sorte werde rege gekauft, sagt Coop-Mediensprecher Caspar Frey. Dennoch lobt Coop den Gala-Apfel nicht über den grünen Klee. «Bei Gala handelt es sich um eine anfällige Sorte, die entsprechende Behandlungen braucht», sagt Frey. Coop fördere auch beim konventionellen Anbau die nachhaltige Produktion, so etwa die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln mit ihrer Umstellung auf IP-Suisse.
Der Grossverteiler richtet das Angebot zudem auf Alternativen aus. Coop fördere resistente Sorten wie zum Beispiel die Sorte Topaz, die nach den strengen Richtlinien von Bio Suisse angebaut werde, sagt Frey. «Eine weitere resistente Sorte, die wir weiterhin fördern, ist die im letzten Jahr eingeführte Sorte Magic Star.»
Auch die Migros weist auf die intensive Bewirtschaftung hinsichtlich Pflanzenschutz des Gala-Apfels hin. Resiliente Sorten benötigten dagegen weniger Pflanzenschutz, seien aber bisher noch nicht so beliebt bei den Konsumentinnen und Konsumenten, sagt Mediensprecherin Carmen Hefti. «Neben der Förderung von resilienten Sorten muss daher der Anbau der sehr gefragten Sorten hinsichtlich Pflanzenschutz, Biodiversität und anderen Nachhaltigkeitsaspekten verbessert werden.» Hierfür setze sich die Migros in den letzten Jahren in der Obstbranche durch ein eigenes Migros-Programm für nachhaltigeres Schweizer Kernobst erfolgreich ein.