CS-Chefs am Sechseläuten?

«Gier ist in Zunft-Kreisen schlecht angesehen»

Am Sechseläuten ziehen die Zünfte durch Zürichs Strassen. Ein guter Ruf ist den Zünften wichtig. Auch die ehemaligen CS-Chefs Urs Rohner und Walter Kielholz sind Mitglieder. Werden die in Verruf geratenen Banker nun aus den Zünften ausgeschlossen?

Urs Rohner und Walter Kielholz sind beide Mitglieder der Zunft zur Meisen. Diese hat erst kürzlich beschlossen, in Zukunft auch Frauen aufzunehmen.

«20 Minuten» hat bei den Zünften nachgefragt, was mit in Verruf geratenen Mitgliedern passiert. Der Chef der Zunft zur Meisen, Gustav von Schulthess, sagt: «Die berufliche Tätigkeit der Zünfter steht nicht im Vordergrund.» Negativschlagzeilen alleine würden nicht unbedingt zu Konsequenzen führen. Jedoch: «Werden gravierende Verfehlungen gerichtlich festgestellt, so ist grundsätzlich auch ein Ausschluss aus unserer Zunft denkbar.»

«Gier ist in Zunft-Kreisen schlecht angesehen»

Rohner und Kielholz könnten schon «schräge Blicke» ernten, sagt ein anderer Zünfter, der anonym blieben möchte. Denn: «Gier ist in Zunft-Kreisen schlecht angesehen.» Der Freisinn sei zwar liberal, jedoch ziehe das auch immer Verantwortung, Vernunft und Masshalten mit sich.

Können die Zünfte ein internes Verfahren eröffnen? Dies gebe es nicht, so der anonyme Zünfter. Doch auch die gesellschaftlichen Sanktionen wögen schwer: Der Bewunderungs-Entzug durch die Umgebung sei «ganz schwer erträglich».

Zünfter sollen von sich aus gehen

Hansruedi Strasser, Zunftmeister der «Wollishofer» sagt gegenüber «20 Minuten», dass ein Zünfter ein Vorbild sein müsse: «Er muss das Bürgertum als Vorbild leben», erklärt er. Von einem in Verruf geratenen Zünfter erwartet Strasser, dass dieser in den Hintergrund trete und die Zunft von sich aus verlasse – je nach Entwicklung. «So eine Situation ist immer auch ein kleiner Charaktertest.»

In einem früheren Fall sei ein Ausschluss gar nicht nötig gewesen. Der frühere CS-Banker und Swissair-Verwaltungsrat Lukas Mühlemann musste 2001 von seinen Ämtern zurücktreten. Danach sei er plötzlich abgetaucht und habe sich in der Zunft – obwohl er bis heute noch Mitglied sei – nicht mehr blicken lassen.

Früherer CS-Chef ist untergetaucht

Bei der Zunft zum Kämbel habe man Erfahrung im Umgang mit Mitgliedern, die für Schlagzeilen sorgten, sagt Zunftmeister Christian Bretscher. SVP-Nationalrat Roger Köppel ist Mitglied. Doch die öffentliche Kritik reiche nicht, um jemanden zu diskreditieren. Ausserdem sei die Zunft eine wichtige Gruppe, die jedem Mitglied ein Zuhause und Halt biete – gerade in schwierigen Situationen.

(gin)

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Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 24. März 2023 10:26
aktualisiert: 13. April 2023 14:28