Quelle: ZüriToday / Tobias Matsch

Sechseläuten

«Der Sächsilüütemarsch reisst sogar die Japanerinnen mit»

Nach drei Jahren Pause kann das Zürcher Sächsilüüte wieder wie gewohnt durchgeführt werden. Die Organisatoren freuen sich auf das Frühlingsfest. Doch was steckt eigentlich hinter den Begriffen wie Bürdeli, Sächsilüütemarsch und den vielen Blumen?

Was kommt dir als erstes in den Sinn wenn du ans Zürcher Sechseläuten denkst? Bei vielen wird es entweder der brennende Böögg sein oder der freie Montag. Beim Sächsilüüte gibt es aber weit mehr zu wissen. Hier findest du zehn wichtigse Begriffe rund ums Zürcher Traditionsfest.

1. Böögg

Der «Böögg» ist ein mit Watte und Explosionskörper gefüllter, künstlicher Schneemann. Er soll den Winter symbolisieren. Mit seiner Grösse von 3.40 Meter thront er auf einem Scheiterhaufen im Zentrum des Sächsilüüteplatz vor dem Opernhaus. Seit 1902 wird er pünktlich um 18:00 Uhr angezündet. Man sagt: Je kürzer die Brenndauer, desto besser wird der Sommer. Statistisch bestätigen lässt sich das aber nicht.

2. Bürdeli

Bürdeli sind Holzbündel, die früher oft fürs Anfeuern des Kachelofens verwendet wurden. Dabei wird sogenanntes Abholz, das im Wald am Boden herumliegt, zusammengebunden. Der Grossteil der 4500 Bürdeli liefert Grün Stadt Zürich aus Holz von Allee-Bäumen. Es helfen aber auch regelmässig Freiwillige mit. Die Bürdeli kommen dann in den Scheiterhaufen. Sie sollen helfen, dass die Flammen möglichst schnell den Böögg erreichen.

3. Sächsilüütemarsch

Der Sechseläutenmarsch ist trotz ausländischen Wurzeln schon seit Jahrzehnten in Zürich etabliert und gilt als die heimliche Hymne der Zünfte. Er wird vor allem beim Umzug gespielt. Melodische Ähnlichkeiten finden sich zur Zeit Ludwigs XIV. Es gilt als sicher, dass sein Ursprung im Zarenreich liegt. Wer den Marsch komponiert hat, ist unklar.

4. Blumen

Das Sechseläuten ist bekannt für seine vielen Blumen. Diese wurden ursprünglich von Zuschauerinnen an die Zünfter im Umzug verteilt. Wer am Ende den grösste Blumenstrauss hat, soll am beliebtesten sein oder zumindest die schönste Tracht besitzen. Diese Tradition kann durchaus kritisch betrachtet werden. So erhielten lange Zeit nur Männer von Frauen Blumen. In der modernen Gesellschaft darf diese Tradition auch mal hinterfragt werden. So gibt es mittlerweile durchaus auch Zuschauer, die Frauen im Umzug Blumen überreichen.

5. Zunft

Die Zünfte waren ursprünglich Handwerksvereinigungen und sind im 14. Jahrhundert entstanden. Heute sind sie vergleichbar mit Vereinen. Zu Beginn gab es in der Stadt Zürich die zwölf alten Zünfte. Mittlerweile sind aber 14 neue Quartier-Zünfte dazugekommen. Derzeit sind die Zünfte der Stadt Zürich eine reine Männerdomäne. Frauen können nicht Mitglied werden. Der Ausschluss der breiten Bevölkerung und vor allem auch der Frauen ist ein Kritikpunkt an die Zünfte.

6. Umzug

Am Sechseläuten gibt es drei wichtige Umzüge. Den Zug der Zünfte, den Kinderumzug und den Auszug. Beim Zug der Zünfte laufen bis zu 3500 Zünfter und ihre Ehrengäste mit. Er ist der grosse Umzug am Montagnachmittag vor der Böögg-Verbrennung. Die Reitergruppen der Zünfte umkreisen in der Umzugsreihenfolge drei Mal das Feuer. Am Sonntag findet jeweils der Kinderumzug statt. Kinder zwischen fünf und fünfzehn Jahren dürfen daran teilnehmen. Einziges Kriterium: Die Kinder müssen eine Tracht oder Ähnliches tragen. Der Auszug findet jeweils um 21:00 Uhr nach den Nachtessen in den Zunftstuben statt. Er ist den Zünftern vorbehalten.

7. Hirsebreifahrt

Der Hirsebreifahrt liegt eine Wette zwischen den Schweizern aus Zürich und den Elsässern aus Strassburg zu Grunde. Im Jahr 1456 behaupteten die Zürcher, dass sie es unter 24 Stunden auf dem Flussweg nach Strassburg schaffen. Weil der Hirsebrei bei der Ankunft in Strassburg noch warm war, konnten die Zürcher den Elsässern beweisen, dass sie die Wette gewonnen hatten. Diese Tradition wird nur alle drei Jahre gefeiert.

8. Ehrengäste

Die Zünfte laden jeweils ihre eigenen Ehrengäste ein, die mit ihnen am Umzug mitlaufen dürfen und anschliessend am Programm in der Zunftstube teilnehmen. Dort halten viele von ihnen eine Rede. Dieses Jahr sind ungefähr 140 Ehrengäste dabei. Unter anderem Bundespräsident Ignazio Cassis oder Stadtpräsidentin Corine Mauch. Die Ehrengäste kommen aus verschiedenen Bereichen wie Politik, Kultur oder Sport. Dieses Jahr ist sogar ein Roboterhund der ETH unter den Ehrengästen.

9. Platz der Kantone

Der Platz der Kantone ist jedes Jahr der Lindenhofplatz über der Limmat. Seit dem 700-Jahr-Jubiläum der Eidgenossenschaft darf sich dort der Gastkanton des Sechseläutens präsentieren. Während mehreren Tagen bietet der Gastkanton diverse Spezialitäten und Attraktionen rund um den eigenen Kanton an. Zudem werden oft Parallelen zum Kanton Zürich hergestellt. Die Politiker des Gastkantons marschieren zudem oft beim Umzug als Ehrengäste mit.

10. Tagundnachtgleiche

Sie ist der Ursprung des Sechseläutens. Am 11. März 1525 beschloss der Rat der Stadt Zürich, dass die zweitgrösste Glocke des Grossmünsters abends um 6 Uhr den Feierabend im Sommerhalbjahr verkündete. Im Winterhalbjahr läuteten die Glocken jeweils um 5 Uhr. Diese Umstellung wurde als Frühlingsbeginn definiert. Symbolisch wird der Winter mit der Verbrennung des Bööggs vertrieben.

Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 22. April 2022 05:57
aktualisiert: 22. April 2022 21:51