Wegen Russlandbezug

Bolschoi-Don-Kosaken-Chor tritt in Zürich auf – begleitet von Protest

Am 24. Januar tritt der Bolschoi-Don-Kosaken-Chor in der Kirche Oberstrass in Zürich auf. Der Männerchor stammt aus Österreich ist weltbekannt und weist einen Bezug zu Russland auf. Der Event stösst auf Kritik.

Keine Freude am Auftritt des Chors hat Olena, die anonym bleiben möchte. Sie hat selbst ukrainische Wurzeln und lebt seit 20 Jahren in der Schweiz. Sie stört sich am Auftritt des Bolschoi-Don-Kosaken-Chors, wie sie gegenüber ZüriToday erklärt: «Der Chor setzt auf Symbolik, wie russische Militär-Uniformen. Auf dem Hintergrund der russischen Aggression im Krieg gegen die Ukraine finde ich das jetzt unangebracht.» Der Chor verstecke seine Ideen und seine Ideologie, die russisch geprägt seien. Deshalb hat sich Olena bei der Reformierten Kirche Zürich gemeldet, in deren Räumlichkeiten das Konzert stattfindet.

Reformierte Kirche versteht Kritik

Bei der Reformierten Kirche Zürich heisst es auf Anfrage, dass man die Vorwürfe gründlich geprüft habe und zum Schluss gekommen sei, dass eine Absage des Konzerts nicht gerechtfertigt sei. «Der Chor ist seit vierzig Jahren in Österreich beheimatet und besteht grösstenteils aus EU-Staatsbürgern, die aus einem halben Dutzend Nationen stammen. Eine aktuelle politische Nähe des Chores zur russischen Regierung oder Äusserungen, welche den Krieg gegen die Ukraine unterstützen, sind uns nicht bekannt», lässt sich Alexander Schaeffner, Präsident der Kirchenkreiskommission des Kirchenkreises 6, zitieren. Zudem habe der Chor bereits öffentlich erklärt, den Angriff auf die Ukraine zu verurteilen und die Souveränität der Staates als unantastbar zu betrachten. «Auch vor dem Konzert in Zürich wird eine entsprechende Erklärung abgegeben. Das begrüssen wir sehr», schreibt Schaeffner weiter.

Trotzdem verstehe man die Kritik an der Veranstaltung und nehme sie ernst. Die Kirchgemeinde wird persönlich vor Ort vertreten sein und ist – für den Fall möglicher Konflikte – mit den Behörden in Kontakt.

Management bezeichnet sich als «Chor des Westens»

Was aber sagt der Chor selbst zu den Vorwürfen? In einer Stellungnahme, die ZüriToday vorliegt, schreibt die Managerin des Chors, Valerie Houdjakov, dass der Bolschoi-Don-Kosaken-Chor zwar in «irgendwelcher Weise russisch ähnlichen Namen» trage, seit 100 Jahren aber ein Chor des Westens sei. Das Management des heutigen Chores habe seit 40 Jahren seinen Sitzt in Österreich und die Direktion sei österreichisch.

In der Gruppe, die in der Schweiz auftrete, würde sich Mitglieder aus Bulgarien, Tschechien, Österreich, Deutschland, Russland und Weissrussland befinden. «Selbstverständlich sind wir gegen Kriege und Gewalt, aber wir sind nicht berechtigt, zu urteilen, schon als Künstler und auch als fremde Staatsbürger nicht», heisst es weiter. Auf der Website des Chors liest man in Hinblick auf die aktuellen Konzerte « Es wäre schön, wenn wir einander die Hände reichen und gemeinsam ein Zeichen für den Frieden setzen könnten, durch die Musik.»

Für Olena ist dies nicht genug. Sie wird vor der Kirche gegen die Veranstaltung protestieren, mit Bewilligung der Polizei. Sie betont, es gehe ihr nicht darum, jemanden zu diskriminieren. «Mein Ziel ist es, die Schweizer Bevölkerung für Russland, seine Kultur und seine Symbolik im Blick auf die blutige Aggression gegen die Ukraine zu sensibilisieren.»

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Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 24. Januar 2023 15:37
aktualisiert: 24. Januar 2023 15:37