Quelle: SRF

Tropfen für Superreiche

Zürcher Kronenhalle hat Wein für 23'000 Franken auf Karte

23'000 Franken müssen Gäste im Restaurant Kronenhalle für eine Flasche Romanée-Conti hinblättern. Dieser Wein sei das Wertvollste, was sie hätten, sagt ein Angestellter. Weinexperte Philipp Schwander findet die günstigere Sorte trotzdem besser.

Ein Wein auf der Karte des Restaurants Kronenhalle übertrifft alles – zumindest preislich. Stolze 23'000 Franken müssen Gäste für den Romanée-Conti Grand Cru hinblättern. «Das ist das Wertvollste, was wir haben», sagt Fabian Brunori, stellvertretender Leiter Einkauf, als er in der SRF-Dok «Inside Kronenhalle» Einblick in den Tagesfrigo des Zürcher Traditionsrestaurants gibt. Das ist der Kühlschrank, in dem der teure Tropfen aufbewahrt wird.

Davon hätten sie eine Flasche zur Verfügung, sagt Brunori. Diese hätten sie ganz neu auf die Karte genommen. «Es ist wie eine Art Champions League der Weinwelt.» Mit den Vergaben sei das Weingut Romanée-Conti strikt. Die Kronenhalle bekomme deshalb pro Jahr nur eine Flasche. «Wir sind gespannt, ob sie bei uns konsumiert wird.»

Ob Gäste die exklusive Flasche inzwischen bestellt haben, will Kronenhalle-Direktor Nicolas Godat auf Anfrage nicht verraten. «Wir möchten dieses Thema nicht weiterbearbeiten», lautet seine Antwort.

«Wein ist wunderbar, aber nicht, weil er so viel kostet»

Ein Blick auf die Weinkarte der Website lässt vermuten, dass die Flasche noch zu haben ist: Unter den Weinen aus Frankreich ist sie nach wie vor aufgelistet. Einem Zürcher, der am 23. März in der Kronenhalle dinierte, fiel das Angebot auch auf. «Das war die teuerste Flasche Wein, die ich jemals gesehen hatte. Ich wusste gar nicht, dass es solch teuren Wein gibt», sagt er. Zu Chateaubriand und Rösti habe er stattdessen einen Zürcher Wein für rund 100 Franken gewählt.

Der Zürcher Kronenhalle-Gast war über den Preis des Romanée-Conti überrascht. 

Foto: zVg

Weinexperten ist der teure Tropfen selbstverständlich bestens bekannt. Philipp Schwander, Inhaber der Selection Schwander, kennt die Weine der Domaine de la Romanée Conti gut und hat sämtliche Jahrgänge seit 1900 in den letzten 30 Jahren degustiert. «Der Wein ist unglaublich finessenreich und aromatisch, aber trotzdem leicht», so sein Urteil. Die Sorte verbinde Intensität und Finesse extrem gut. «Der Wein ist wunderbar, aber nicht, weil er so viel kostet.»

Schwander vergleicht den Wein mit Briefmarken oder Kunst. «Je seltener ein Wein ist, desto teurer ist er», sagt der Weinexperte. Der Romanée-Conti stammt aus dem Weingut Domaine de la Romanée-Conti im Burgund. Das Weingut umfasst acht verschiedene Rebberge. Der Rebberg Romanée-Conti ist lediglich 1,8 Hektar gross. Pro Jahr werden von der Sorte zwischen 5000 und 6000 Flaschen produziert. Laut Schwander fragt jedoch die ganze Welt diese Rarität nach. «Die gigantische Nachfrage für diese kleine Menge führt automatisch zu einem gigantischen Preis. Seit China ebenfalls teure Burgunder kauft, sind die Preise förmlich explodiert.»

«Nutzen Wein als Investment»

Der Romanée-Conti ist der teuerste Wein weltweit. «Häufig kaufen ihn Superreiche oder Leute, die den Wein als Investment nutzen», sagt Philipp Schwander. Er sei ein grosser Fan der Kronenhalle. «Und es ist die nobelste Brasserie der Welt.» Aber er würde dort nie einen Wein für 23'000 Franken konsumieren.

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Schwander würde ohnehin zu einer weniger teuren Lage aus dem französischen Weingut greifen. Von «La Tâche» verkauft die Kronenhalle pro Jahr drei bis fünf Flaschen, wie Fabian Brunori in der Dok-Serie sagt. Eine Flasche kostet 7500 Franken. Philipp Schwander: «Dieser Wein ist meist einen Tick aromatischer, oft ist er auch besser.»

Sündhaft teure Weine aus dem Kanton Zürich gibt es nicht. «Die teuersten Zürcher Weine kosten rund 80 Franken pro Flasche», sagt Schwander. Schweizweit zu den teuersten Tropfen zählt der Pinot Noir des Neuenburger Winzers Jacques Tatasciore. «Je nach Rebberg kostet eine Flasche zwischen 150 und 500 Franken», sagt Schwander.

Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 10. April 2024 13:01
aktualisiert: 10. April 2024 13:01