Quelle: Zürcher Tramnetz soll umgekrempelt werden, 5.12.2023 / TeleZüri

ÖV-Ausbau

Nachts mit dem Tram zur Arbeit? Nicht alle finden das eine gute Idee

Das Parlament der Stadt Zürich hat den Stadtrat beauftragt, die Einführung eines durchgehenden Nacht-ÖV zu prüfen. Bei der Regierung rennt der Gemeinderat damit offene Türen ein. Aber was sagt der VPOD?

Tram- und Busverkehr rund um die Uhr, auch unter der Woche: Der freisinnige Stadtrat Michael Baumer nahm den SP-Vorstoss aus dem Gemeinderat gerne entgegen. Sein Departement der Industriellen Betriebe habe bereits eine Studie zum Nachtbetrieb in Auftrag gegeben. Diese solle Bedürfnisse, Kosten und Nutzen klären.

Etwas weniger begeistert klingt es bei der Fahrpersonal-Gewerkschaft VPOD. «Jeder Vorschlag, mit dem die Marktanteile des öffentlichen Verkehrs steigen und sich die Arbeitsbedingungen der ÖV-Mitarbeitenden verbessern, ist eine sinnvolle Investition in die Zukunft», sagt der Zürcher VPOD-Gewerkschaftssekretär Duri Beer auf Anfrage von ZüriToday. «Solange es aber sogar für den bestehenden Fahrplan zu wenig Personal gibt, scheint diese Forderung utopisch und Ausdruck eines Wunschdenkens zu sein.»

Gibt es nachts überhaupt genug Nachfrage?

Auch für das Hauptargument des Vorstosses hat der VPOD wenig Verständnis. Dieses lautet, dass es für viele Menschen, die nachts arbeiten müssten, sicherer und ökologischer wäre, wenn sie statt des Autos Tram oder Bus nehmen könnten.

«Das Argument greift zu kurz», gibt Duri Beer zu bedenken. Viele Arbeitsorte seien mit dem öffentlichen Verkehr gar nicht erreichbar. Ausserdem stelle sich die Frage, wie viele Menschen zwischen 1 und 5 Uhr nachts überhaupt zur Arbeit müssten.

Die Zürcher Verkehrsbetriebe kämpfen seit Monaten mit einem Mangel an Personal und mussten deshalb den Fahrplan bereits ausdünnen. Gerade in dieser Situation kommt der Ruf nach einem 24/7-Betrieb. Wie soll das funktionieren? Für den Sekretär des Zürcher VPOD kann nur eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen eine Lösung sein. Einerseits brauche es eine Arbeitszeitverkürzung, andererseits müsse die Nachtarbeit durch zusätzliche Anreize wie die Erhöhung der Nachtzulagen und zeitlicher Kompensation attraktiver gemacht werden.

Die Idee ist nicht neu

Wie geht es jetzt weiter? Allein entscheiden kann die Stadt zunächst einmal nichts, sagte Michael Baumer am Mittwoch im Gemeinderat: «Wir müssten das beim Zürcher Verkehrsverbund beantragen». Zuständig für den Ausbau des Nachtnetzes im Kanton Zürich ist nämlich der ZVV.

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Der Stadtrat ist damit in einer ähnlichen Situation, wie der Regierungsrat vor ein paar Jahren schon. Im Sommer 2019 hatte dieser vom Kantonsrat die Forderung überwiesen bekommen, das ZVV-Nachtnetz unter der Woche auszubauen. Die zuständige Regierungsrätin Carmen Walker Späh ging dann aber nicht so weit, wie es das Postulat eigentlich wollte. Für eine Ausdehnung des Angebots auf die Wochentage sei die Nachfrage zu klein.

(osc, mit Material der sda)

Quelle: ZüriToday
veröffentlicht: 18. Januar 2024 13:59
aktualisiert: 18. Januar 2024 13:59