Misslungene Herz-OP: Zürcher Unispital fabrizierte Bericht heimlich nach
Herzchirurg Francesco Maisano setzte einer Seniorin ein Cardioband für die rechte Herzklappe ein – eine Weltpremiere und ein wichtiger Eingriff für den damaligen Klinikchef. Das Zürcher Universitätsspital (USZ) verkündet die Weltpremiere als Erfolg. Tatsächlich ging die Operation vom 29. Juni aber 2016 schief: Ein Draht riss. Später zeigte sich zudem, dass die Herzklappe der Seniorin so undicht war wie zuvor.
Ein vom Zürcher Universitätsspital (USZ) bisher unter Verschluss gehaltener Untersuchungsbericht bringt in der Affäre neue Details ans Licht. Nachdem sich das Unispital bis vor Bundesgericht dagegen gewehrt hatte, erhielten der «Beobachter» und der «Tages-Anzeiger» die geforderte Einsicht in das Dokument.
Bericht könnte «nachfabriziert» worden sein
Aus dem Bericht gehen bisher unbekannte Komplikationen mit einem Implantat hervor. Zudem gebe es Anhaltspunkte, dass «gewisse Dokumente» in der Herzklinik möglicherweise vollständig «nachfabriziert» worden sind – im Hinblick auf die interne Untersuchung.
2019 warf ein Whistleblower Francesco Maisano vor, wissenschaftliche Publikationen zu eigens mitentwickelten Implantaten geschönt und Komplikationen verheimlicht zu haben. Der Hinweisgeber belegte dies mit diversen Fällen, unter anderem der Operation der Seniorin.
Am 16. April 2020 wurde der Bericht über die Herz-OP der Seniorin neu erstellt und auf das Jahr 2016 zurückdatiert – oder «nachfabriziert», wie die Zeitung schreibt. Kurze Zeit später übergab Maisano den Prüfern einen UBS-Stick mit dem neu geschrieben Bericht. Dieser attestierte der Operation ein positives Resultat.
Verfahren eingestellt
Nach einer Anzeige des USZ untersuchte die Zürcher Staatsanwaltschaft den Fall. Verfasser des Berichts war ein Arzt, der bei der Weltpremiere 2016 anwesend gewesen war. Dieser bestätigte, das Dokument erst im April 2020 erstellt zu haben. Möglicherweise sei der Bericht damals vergessen gegangen, gab er an. Francesco Maisano behauptet weiterhin, dass das Dokument von ihm «in keiner Weise verändert oder beeinflusst» worden sei.
Die Staatsanwaltschaft stellt das Verfahren nun ein. Sie kommt zwar zum Schluss, dass der Bericht rückdatiert wurde. Jedoch könne auch eine andere Person eine solche Rückdatierung vorgenommen haben – unter Verwendung der Log-in-Daten des Beschuldigten.
Patientenwohl habe jederzeit im Mittelpunkt gestanden
Francesco Maisano, der mittlerweile in Italien tätig ist, wollte zum Fall keine Stellung nehmen. Das Patientenwohl habe für Prof. Maisano bei seiner Arbeit als Arzt und Chirurg jederzeit im Mittelpunkt gestanden, lässt er über Anwälte ausrichten. Laut der Zeitung hat auch das USZ stets betont, dass Patientinnen und Patienten in der Herzklinik-Affäre nie gefährdet gewesen seien.
(bza)