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Foto: Radio24 mit Bildmaterial von pixabay
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Schädlinge per Smartphone bekämpfen – App verbindet Bauern in Tansania mit der ETH Zürich

Um 11:26 Uhr zückt Teresia Mpunga in der Region Masasi im Süden Tansanias ein Smartphone und schiesst ein Foto von einem Chinakohlkopf. Die Bäuerin macht sich Sorgen, weil die Pflanzen von innen her zerfressen sind. Zum Foto nimmt sie eine Sprachnachricht auf, in der sie das Problem schildert und lädt beides in die App «Macho Sauti» – Suaheli für «die Augen, die Stimme» – hoch.

Bloss 30 Minuten später erhält Mpunga eine Antwort aus Zürich: «Es handelt sich wahrscheinlich um Raupen, die alles auf ihrem Weg fressen, von den Wurzeln bis zum Stiel. Sie müssen rasch vernichtet werden, sobald man sieht, dass sie über dem Boden fressen.» Diese Einschätzung kommt von Angelika Hilbeck, Agrarökologin an der ETH. Die Forscherin war an der Entwicklung der App beteiligt.

Das Prinzip von «Macho Sauti»: Bauern in Tansania werden untereinander sowie mit Wissenschaftern in ihrem Land als auch der Schweiz verbunden – die App dient als Wissensplattform, wo die Landwirte Antworten auf ihre Fragen und Lösungen für ihre Probleme erhalten.

Seit sechs Jahren kommt die App in einem Feldversuch mit einer Gruppe von rund 50 Bauern in Bagayamo im Norden des Landes zum Einsatz. Wegen der positiven Erfahrungen in Bagayamo lancierte das Hilfswerk Swissaid gemeinsam mit ETH-Forscherin Angelika Hilbeck eine leicht adaptierte Version der App vor einem Jahr für die arme, landwirtschaftlich geprägte Region Masasi.

«Macho Sauti» ist darauf ausgerichtet, dass die meisten Nutzer weder lesen noch schreiben können: Die App identifiziert per GPS, wo sich die fotografierten Pflanzen befinden, die Sprachnachrichten werden von einem Onlineübersetzer aus dem Suaheli ins Englische übersetzt und umgekehrt.

So funktioniert die App:

Quelle: YouTube

In Masasi erhielten zunächst 20 Bauern ein Smartphone und eine Schulung. Diese unterrichteten dann weitere Gruppen von Bauern, die sich ein Smartphone teilen. Insgesamt werden 200 Smartphone verteilt und dadurch 6000 Bauern vernetzt.

«Macho Sauti» setzt auf das Prinzip «Hilfe zur Selbsthilfe». So gross die Armut in den abgelegenen Dörfern Tansanias sei, so gross sei auch der Einfallsreichtum der Bauern, so ETH-Agrarökologin Hilbeck. Doch bislang habe die Möglichkeit gefehlt, ihr landwirtschaftliches Wissen über grössere Distanzen auszutauschen: «Hier füllt ‹Macho Sauti› eine Lücke».

Noch steckt die App in den Anfängen. Doch aufgrund der Erfahrungen aus den Monaten August und September 2017 zieht Swissaid eine positive Bilanz. 255 Postings gingen auf «Macho Sauti» ein, davon 60 mit konkreten Fragen zu Schädlingsbekämpfung und dem Einsatz von Düngemitteln. Ein Drittel davon konnten die Bäuerinnen und Bauern untereinander lösen, indem sie ihre eigenen Erfahrungen mit dem hilfesuchenden Benutzer teilten.

Quelle: watson.ch
veröffentlicht: 10. Oktober 2017 09:45
aktualisiert: 13. Oktober 2017 09:58